Der Bahnhof Belvedere – heute das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude im deutschsprachigen Raum an der Bahnstrecke Köln-Antwerpen, die wiederum ein historisch frühes westeuropäisches Gemeinschaftsprojekt ist, besteht seit 175 Jahren. Dieser ist jedoch in keinem guten Zustand, denn Nässe konnte jahrelang durch das undichte Dach in das älteste Bahnhofsgebäude Deutschlands eindringen und die Dachkonstruktion und die Decke des Bahnhofs schädigen. Dazu kommen undichte Fenster und die statische Gefährdung des Balkons. Derzeit wird das Gebäude wiederhergestellt. Für die Restaurierung der Außenhülle stellt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) in diesem Jahr 60.000 Euro zur Verfügung.
Bereits im Juli 1835 gründeten rheinische Kaufleute in Köln die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft, die als größtes Privatunternehmen in Preußen den Bau der Strecke Köln-Antwerpen verfolgte, um mit Hilfe des neuen Verkehrsmittels den "Eisernen Rhein" zu bauen und die holländischen Rheinzölle zu umgehen. 1843 wurde der preußische Abschnitt bei Herbesthal beendet und mit dem belgischen Teil der Strecke verknüpft.
Das Belvedere war vermutlich von dem Baukondukteur Matthias Biercher als Bahnhofsempfangsgebäude geplant worden, diente aber vorrangig als Gaststätte für Ausflugsgäste aus Köln. Es wurde als Endpunkt der am 2. August 1839 eröffneten, sieben Kilometer langen Eisenbahnstrecke vom Kölner Bahnhof Am Thürmchen nach Müngersdorf fertiggestellt. Mit der Verlängerung der Strecke 1840/1841 nach Aachen nahm die Bedeutung des Bahnhofs ab. Er wurde noch im 19. Jahrhundert stillgelegt. Um 1890 ging er in städtischen Besitz über.
Der langgestreckte, zweigeschossige klassizistische Putzbau im Typ eines Landhauses der Zeit erhebt sich über einem tonnengewölbten Keller in einem großen parkähnlichen Garten. Putzquaderungen und Geschossgesimse betonen die Horizontalgliederung des Gebäudes. Auf der nach Köln ausgerichteten Ostfassade betont das Gebäude ein flacher Mittelrisalit, der im Obergeschoss einen auf Konsolen mit Volutenverzierung ruhenden hölzernen Balkon und Pilastergliederung zeigt. Auf der Rückseite ist ein mehreckiger Vorbau mit großen Fensterflächen angesetzt, der sich als Wintergarten zu einem Terrassengarten und zum Park öffnet. Das Obergeschoss wird durch konkav geführte Mauerpartien um das erkerartig ausgebildete Giebelhaus in der Mittelachse gegliedert.
Im Dezember 2010 gründete sich ein gemeinnütziger Förderkreis zur zukünftigen Erhaltung und kulturellen Nutzung des Gebäudes.
Foto: Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0/Stefan Flöper