Angenehmen Besuch erhält Bürgermeister Michael Syré und Rehlinde Glöckner vom Förderverein der Sayner Hütte in Bendorf am Freitag, den 12. September 2014 um 15.00 Uhr. Erich Engelke, Ortskurator Koblenz/Mittelrhein der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), überbringt im Beisein von Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz einen erneuten Fördervertrag der Stiftung. Sie beteiligt sich mit 60.000 Euro an der Instandsetzung der Fenster der Gießhalle, nachdem sie 2011 bereits die Instandsetzung des Tragewerks unterstützt hat.
Bendorf und die Ausläufer des Westerwaldes wurden über Jahrhunderte vom Bergbau und vom Hüttenwesen geprägt. Der preußische Staat übernahm die im 18. Jahrhundert gegründete Sayner Hütte 1815. Neben den bereits bestehenden königlichen Eisengießereien Gleiwitz/Oberschlesien und Berlin baute man die Sayner Hütte in den folgenden 50 Jahren zu einer der größten in Preußen aus. Zur Hütte gehörten Hüttengebäude mit zwei Hochöfen, ein Formhaus, mehrere Hammergebäude mit insgesamt zwei Hämmern, verschiedene Lagergebäude und ein Wohnhaus. 1818 begann man mit der Kunstgussproduktion. Dafür wurden weitere Umbauten und Erweiterungen vorgenommen.
In dieser Phase entstand von 1828 bis 1830 auch eine neue Gießhalle mit Hochofen. Die Gießhalle wurde in tragender Konstruktion aus Gusseisen-Fertigteilen errichtet. Gründe für die Verwendung des Eisens als Baumaterial waren die Feuergefahr bei Funkenflug und die Möglichkeit, die Bauteile an Ort und Stelle zu gießen und zu montieren.
Die Raumform ist die einer größtenteils dreischiffigen Säulenbasilika, die 1844 auf zehn Joche verlängert wurde. Die Westwand aus verglastem Eisengitterwerk ist transparent und in neogotischer Formensprache. Die nichttragenden Außenwände der Seitenschiffe sind gemauert. Das Satteldach des Mittelschiffs mit durchlaufendem, vergittertem Fensterband wird von Hohlsäulen ohne Basen mit dorischen Kapitellen getragen. Nach der Stilllegung 1926 kaufte die Stadt Bendorf alle Gebäude, ohne finanziell in der Lage zu sein, Instandsetzungsmaßnahmen durchführen zu können. Im Zweiten Weltkrieg unversehrt, wurde 1959 der Hochofen bis auf die Westwand abgetragen. Auch den Abbruch der Gießhalle genehmigte man 1973. Erst durch ein Bürgerbegehren konnte sie 1975 buchstäblich in letzter Sekunde gerettet werden.
Nach langen Verhandlungen übernahm Ende 2004 die Stadt Bendorf den überwiegenden Teil der Sayner Hütte. Nachdem 2003 ein Förderverein gegründet wurde, entstanden im Zusammenhang mit einem Tourismuskonzept für das gesamte Areal neue Nutzungsansätze. Dank erheblicher Landesunterstützung wird die Halle zur Veranstaltungshalle ausgebaut, um sie museal und im Sommer auch für Konzerte, Ausstellungen, Tagungen und Seminare nutzen zu können.
Foto: Eckhard Wegner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz