Mauerwerksverschiebungen an der Ostseite am Übergang zum Bogen und weitere Schäden führten zur statischen Gefährdung im Mittelteil des Carlsbahntunnels im hessischen Trendelburg. An der Ostwand bestand akute Einsturzgefahr des technischen Denkmals, das nun nach der Gesamtinstandsetzung der Tunnelröhre feierlich wiedereröffnet werden kann. Am Freitag, den 12. September 2014 um 13.00 Uhr wird der Tunnel von Landrat Uwe Schmidt und dem Kreisausschuss des Landkreises Kassel für Wanderer und Radfahrer freigegeben. Die Durchfahrbarkeit des Tunnels dient auch der Steigerung der Attraktivität des hessischen Fernradweges R4. An der Mauerwerkssanierung beteiligte sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) im vergangenen Jahr mit 50.000 Euro.
Der Bau der "Carlsbahn" als erstem Abschnitt der Kurhessischen Eisenbahn der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn-Gesellschaft begann 1845. Eingeweiht wurde die wichtige Verbindung von Kassel nach Karlshafen an der Weser drei Jahre später. Eigens für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn baute die Firma Henschel in Kassel den "Drachen". Die dort entwickelte Dampflokomotive war die erste hessische Eisenbahn und durchfuhr den Kesselberg durch Hessens ersten, den Deiseler Tunnel.
Das zwischen Trendelburg und Wülmersen liegende Bauwerk misst in der Höhe 6 Meter. Es gründet auf gewachsenem Sandsteinfelsen und wurde aus Ziegel- und Natursteinmauerwerk erbaut. Die senkrechten Wandbereiche verblendete man mit Natursteinen. Auch die Tunnelportale wurden in Mischbauweise erbaut, der Einfahrtsbereich des Südportals besteht aus Natursteinen, der des Nordportals aus Ziegelmauerwerk.
Die Linie wurde 1966 für den Personenverkehr und 1970 für den Güterverkehr stillgelegt. Als älteste ihrer Art besitzt sie besondere Bedeutung für die Verkehrs- und Eisenbahngeschichte Hessens.
Foto: Wikimedia Commons/CC-BY-SA-3.0