Berlin (aw). Wie die Bundesbehörde für Stasi-Unterlagen (BStU) mitteilt, gingen im ersten Halbjahr 2019 bei der Behörde 26.402 Anträge auf persönliche Akteneinsicht ein. Das sind mehr Anträge als im Durchschnitt im Jahr 2017. Vermutet wird, dass dies mit der geplanten Überführung der Akten ins Bundesarchiv zu tun hat. Wie die Sprecherin der BStU, Dagmar Hovestädt, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) bekannt gab, gab es eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als es insgesamt 45.309 und damit 22.654 Anträge pro Halbjahr waren. Die meisten Anträge kamen aus dem Bundesland Sachsen.
Der sächsische Stasi-Unterlagenbeauftragte, Lutz Rathenow, beobachtet, dass zahlreiche Anträge von Ostdeutschen gestellt würden, die mittlerweile im Westen der Republik leben würden. Dazu kommt, so seine Angaben gegenüber dem RND, seien die Anfragen mit möglichen Beratungen mit Blick auf etwaige Entschädigungen verbunden. Rathenow sprach sich explizit gegen die geplante Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde und die Überführung der Akten ins Bundesarchiv aus, beklagte gegenüber dem RND eine Konzentration auf die Archiv-Standorte Berlin, Leipzig und Erfurt.
Bundesweite Kritik, vor allem aus den neuen Bundesländern, dass es zukünftig nur noch pro ostdeutschem Bundesland eine Außenstelle geben soll, also fünf insgesamt. Vermutet wird weiter, dass nach der Übergabe der Stasi-Akten an das Bundesarchiv Überprüfungsauskünfte und Akteneinsicht gesonderte politische Interessen dominieren würden. Das Resultat wird zeigen, wie der Hase wirklich läuft. Hoffentlich zugunsten der Antragsteller.