Stuttgart/Meersburg (pm/aw). Zuletzt war das Gebäude unter dem Namen Burgkeller bekannt, in früheren Zeiten residierte hier die St.-Sebastians-Bruderschaft. Schon seit Monaten wird in der Steigstraße 26 in Meersburg schwer gearbeitet. Dabei tritt unter den abgerissenen Verkleidungen immer mehr historische Substanz zutage. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer bei der Instandsetzung von Ober- und Dachgeschoss mit einem Zuschuss in Höhe von 45.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Seine Lage mitten in der denkmalgeschützten Altstadt von Meersburg, an der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen Ober- und Unterstadt, macht dieses Gebäude zu einem markanten Baudenkmal“, betont Erich Fürst von Waldburg-Zeil, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Denkmalstiftung. „Das Engagement der neuen Eigentümer für Historisches und den Denkmalschutz ist wirklich beispielhaft.“ Erst durch ihre Funde und Anregungen sei der Denkmalschutz vom Erdgeschoss auf das komplette Gebäude ausgeweitet worden.
In den oberen beiden Stockwerken sollen insgesamt vier Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss künftig wieder Gastronomie einziehen. Dazu müssen insbesondere die Holzkonstruktionen von Dach und Decken instandgesetzt werden. Daneben sollen auch historische Putzflächen mit ihren Fassungen, Stuckarbeiten, Täferdecken und Fischgrätparkett konserviert und im neuen Nutzungskonzept integriert werden.
Das Gebäude geht im Kern auf das Jahr 1583 zurück. Dendrochronologische Untersuchungen am Balkenholz zeigen, dass es im Winter 1583/84 geschlagen und direkt verbaut worden ist. Noch deutlich älter ist die hinterm Haus in den Berg geschlagene Felsenkapelle, die heute allerdings nicht mehr direkt zum Anwesen gehört. Sie war einst dem Heiligen Sebastian geweiht, dem Schutzpatron der Fischer und Fährleute.
1768 wurde der Großteil des heutigen Gebäudes als Domizil der St.-Sebastians-Bruderschaft errichtet, einer religiösen Stiftung, die bis 1817 existierte. Die stattliche Halle im Erdgeschoss diente ursprünglich als Torkelraum der Weinherstellung und wurde in ihrer wechselvollen Geschichte unter anderem als Pferdestall, Kino und Gastraum verwendet. Auch in Zukunft sollen diese Räume wieder öffentlich zugänglich sein.