Wertheim (pm/aw). Deutlich größer als zunächst vorgesehen soll die Planung für die weitere Entwicklung Bettingens ausfallen. Sie wird nicht nur das rund 3,6 Hektar große Areal der ehemaligen Schweizer Stuben umfassen, sondern weitere knapp 8,4 Hektar bis zur Zufahrt zum Campingplatz, zuzüglich eines neuen Sportgeländes und einschließlich des Wohngebiets Wacholderbüschlein III. Der Gemeinderat hat am Montag einstimmig beschlossen, für diese Fläche einen städtebaulichen Entwurf zu erarbeiten.
Er folgte damit einer ebenfalls einmütigen Empfehlung des Ausschusses für Bauwesen und Umwelt. In dessen Sitzung war das Thema ausführlich vorberaten worden. Baufachbereichsleiter Armin Dattler hatte auf die umfassende Bürgerbeteiligung verwiesen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren, trotz Corona-Beschränkungen, stattgefunden hat. Eine wichtige Anregung dabei sei es gewesen, „größer zu denken“. Dem folge man nun, denn „wenn man größer denkt, hat man ganz andere Möglichkeiten“. Das betreffe die Infrastruktur im Allgemeinen, aber vor allem die Verkehrsanbindung, die den Bettinger Bürgerinnen und Bürgern ganz besonders am Herzen liege.
Erschlossene Bauplätze stehen in Bettingen seit geraumer Zeit nicht mehr zur Verfügung. Die Nachfrage sei aber groß und werde auch langfristig hoch bleiben, verwies Dattler auf die Eigenentwicklung der Ortschaft und auf die der naheliegenden Gewerbegebiete. Die komplette Realisierung des jetzt in Auftrag gegebenen städtebaulichen Entwicklungskonzepts könnte zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl Bettingens führen. Allerdings wird der Masterplan nur in Abschnitten umgesetzt „und wird uns auf Jahre hinaus beschäftigen“, machte Ortsvorsteher Ralf Tschöp in der Ausschusssitzung deutlich.
Auf der Grundlage der in zwei Beteiligungsrunden eingereichten Bürgereingaben haben die Planungsgruppe Darmstadt, der Ortschaftsrat Bettingen und die Verwaltung Zielsetzungen definiert, die nun in den Masterplan einfließen werden. Dazu gehören, neben der deutlichen Ausweitung des Plangebietes und der Problematik der Verkehrsanbindung, unter anderem Möglichkeiten der Bebauung mit Mehrfamilienhäusern, Doppelhaushälften, seniorengerechten Wohnungen, Eigentums- und Wohnungen für Singles. Erstellt werden sollen Konzepte für die Energieversorgung oder für die Entwässerung. Jeder Abschnitt des Plangebietes müsse für sich selbst funktionieren, betonte Dattler als Prämisse.
Lob und Anerkennung erfuhr bei der Aussprache im Bau- und Umweltausschuss vor allem die Form und Ausführlichkeit der Bürgerbeteiligung. Dies erhöhe die Akzeptanz der Planung in der Bevölkerung, war man sich einig. Die Verwaltung werde darauf achten, dass auch in den anderen Ortschaften bei Bedarf noch Baugebiete ausgewiesen werden könnten, versicherte der Fachbereichsleiter auf Nachfrage. Er räumte auch ein, dass zu führende Gespräche mit dem Regierungspräsidium nicht einfach werden dürften, denn nach den geltenden Vorgaben sei ein Vorhaben dieser Größenordnung eigentlich nicht möglich. Den Bedarf an Wohnraum könne man aber nachweisen.
Erste Anzeichen einer Veränderung auf dem Areal der Schweizer Stuben werden sich voraussichtlich ab Anfang Mai zeigen. Denn dann soll mit dem Abbruch und Rückbau begonnen werden. Den Auftrag hierfür hat der Gemeinderat zum Preis von 436.461 Euro an die Firma TG-Umwelttechnik aus Büren vergeben. Die durch das Gelände führenden Wege sollen zunächst erhalten bleiben, erklärte Dattler.