Neues Burgmodell sorgt für Aufsehen

Wertheim (aw). Im Grafschaftsmuseum ist ein neues Modell der Wertheimer Burg vorgestellt worden. Es zeigt das städtische Wahrzeichen im Zustand von 1619. Bürgermeister Wolfgang Stein und Museumsleiterin Stefanie Arz enthüllten die Nachbildung am Montagabend. Ludwig Weiser hatte die Darstellung in monatelanger Arbeit gefertigt. Das Werk im Maßstab 1:150 ist noch bis 7. November im Otto-Modersohn-Saal zu bewundern. Anschließend wird es in der Burgenabteilung platziert.

„Jetzt sind wir alle sprachlos“, sagte Bürgermeister Stein wenige Augenblicke nach der Enthüllung. Gemeinsam mit der Leiterin des Grafschaftsmuseums Stefanie Arz hatte er den Tuchvorhang entfernt, der den Blick auf das Burgmodell verdeckte. Bei den Gästen, darunter Stadtführer und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, herrschte anschließend großes Staunen. Die detaillierte Nachbildung zeige den Idealzustand der Burg vor der zerstörerischen Pulverexplosion 1619, erläuterte Stein. „Wir sind stolz, das Modell als Dauerleihgabe im Grafschaftsmuseum zu haben.“

Ludwig Weiser stellte in seinem Vortrag vor, wie er das damalige Aussehen der Burg rekonstruierte. „Ich versuche, so wissenschaftlich exakt wie möglich zu arbeiten“, erläuterte der ehemalige Lehrer am Beruflichen Schulzentrum in Bestenheid. In akribischer Kleinarbeit hatte er literarische Quellen geprüft und Ruinenreste vor Ort vermessen. Eine „Fantasieburg“ wollte Weiser bewusst nicht bauen. „Wenn ich mir unsicher war, habe ich Dinge weggelassen.“

Dazu kam seine ganze Erfahrung im Burgenbau. Ende 2008 hatte er bereits ein Modell der Wertheimer Burg im Maßstab 1:200 fertiggestellt. Die Neuauflage ist allerdings schon das zwölfte Modell, das Ludwig Weiser in dieser Art gebaut hat. Dazu gehörten etwa Nachbildungen der Henneburg und der Burg Freudenberg. Monatelang arbeitete er zu Hause und später auch in der Werkstatt des Museums. Insgesamt dauerte es von seinen ersten Fotoaufnahmen der Burg bis zur Fertigstellung etwas mehr als zwei Jahre.

In dem neuen Modell sind neben dem überdachten Bergfried unter anderem die Schutzbollwerke, das Zeughaus, der Alte und der Neue Pallas sowie die Hausvogtei zu sehen. Letztere beherbergt eine Kapelle, die im Inneren mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde, samt kleinem Altar und einer Mini-Bibel. Schließlich kann man sogar in den einzelnen Gebäuden des Modells per Knopfdruck die elektrische Beleuchtung einschalten.

Die Leiterin des Grafschaftsmuseums Stefanie Arz freute sich ebenfalls über die neue Nachbildung „einer der größten und schönsten Burgen Süddeutschlands“. Diese könne die Öffentlichkeit nun bis zum 7. November im Otto-Modersohn-Saal besichtigen – „oder ich würde eher sagen bestaunen“, ergänzte die Museumsleiterin. Danach wandere das Modell in die neue Burgenabteilung. Arz kündigte an, dass diese in den nächsten zwei Jahren vergrößert und modernisiert werden soll.