Sasbach (pm/aw). Eine der schönsten Klosteranlagen Badens hat eine Zukunft. Der Ortenauer Projektentwickler Jürgen Grossmann hat das Kloster Erlenbad samt seiner prachtvollen Klosterkirche, dem weitläufigen Klostergarten, einigen Nebengebäuden und insgesamt 41.000 Quadratmetern Grundstück von der Kongregation der Franziskanerinnen erworben. „Für mich ist das eine große Freude“, lässt sich der Projektentwickler zitieren. „Als ich vor fast zehn Jahren die Villa Erlenbad von den Schwestern erwerben und erfolgreich entwickeln durfte, war ich das erste Mal auch im Mutterhaus. Schon damals war ich beeindruckt von diesem wunderschönen Bau, der Ruhe und der außergewöhnlichen Atmosphäre – ein echtes Haus Gottes.“
Dass dieses 1924 erbaute Mutterhaus der Erlenbader Franziskanerinnen allerdings sanierungsbedürftig ist, hat unlängst auch den Gemeinderat von Sasbach beschäftigt. Angesichts von zu erwartenden Kosten von rund 20 Millionen Euro hatte der Gemeinderat ein eventuelles Kaufangebot der Gemeinde einstimmig abgelehnt. „Dass sich jetzt Jürgen Grossmann dieser Aufgabe annimmt, ist für die Kongregation der Franziskanerinnen ein Glücksfall“, so Bürgermeister Gregor Bühler. „Grossmann hat nicht nur mit der von ihm erworbenen und sanierten Villa Erlenbad bereits bewiesen, dass er die Region mit seinen Ideen voranbringen kann“, und Bühler sagt weiter: „Die Gemeinde Sasbach hat mit der Dreifachlösung am Erlenbadpark, dem Haus Hochfelden und der Belegungsmöglichkeit im Pflegeheim Erlenbad alles dafür getan, dass die Schwestern nicht auf verschiedene Kommunen aufgeteilt werden, sondern in Obersasbach bleiben können. Hier sind ihre Wurzeln. Der Verkauf des Klosters ist der letzte Schritt in dieser Entwicklung, die bereits seit Jahrzehnten abzusehen war und uns die letzten vier Jahr beschäftigt hat.“
„Wir haben uns mit der Bausubstanz beschäftigt, haben verschiedene Nutzungsideen entwickelt und hoffen, dass wir bis zum 100-jährigen Bestehen des Klosters 2024 zumindest die erste Phase der Umbau- und Sanierungsarbeiten abschließen“, teilte Grossmann mit. Was genau aus dem Kloster Erlenbad mit seinen vier Vollgeschossen und zahlreichen Räumen werde, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Wir verfolgen bisher noch verschiedene Ansätze und stimmen unser weiteres Vorgehen zuerst mit dem Denkmalschutz, der Baurechtsbehörde und der Gemeinde ab“, so der Investor.
Für die Kongregation der Franziskanerinnen haben Schwester Rita Eble, die Oberin der Europäischen Provinz, und die verantwortlichen Schwestern der Gemeinschaft die Bedingungen für den Verkauf und die Details mit Herr Grossmann besprochen. „Der Entscheidung für die Aufgabe des Mutterhauses ging ein langer schmerzlicher Prozess voraus. Aber die aktuelle personelle Situation legt uns diesen Schritt nahe. Als Franziskanerinnen wollen wir nicht die Vergangenheit verwalten, sondern die Gegenwart gestalten. Unsere Sendung ist es weiterhin, das Evangelium zu bezeugen, in dem wir geschwisterlich zusammenleben und als Antwort auf die Nöte der Zeit den Menschen zu dienen.“
Schwester Rita zeigte sich dankbar, dass die Schwestern, die derzeit im Mutterhaus leben, in diesem Herbst in das Haus Hochfelden umziehen können. Die neuen Eigentümer, ein Unternehmer-Ehepaar aus Sasbach, hat das Haus umgebaut und dort 32 Zimmer mit den entsprechenden Gemeinschafts-räumen geschaffen.
„Das Alte loszulassen und gut zu verabschieden, birgt die Chance, den Aufbruch und das Neue gut gestalten zu können. Wir wollen auch künftig Leben ermöglichen, heilen und schützen und so die franziskanische Spiritualität zum Ausdruck bringen“, so Schwester Rita Eble. „Wir danken der Gemeinde Sasbach mit Herrn Bürgermeister Gregor Bühler und Herrn Jürgen Grossmann für die gute und verständnisvolle Unterstützung und Zusammenarbeit.“
In den vergangenen Jahren war die Zahl der Schwestern immer weiter zurückgegangen. Daher hatte die Gemeinschaft der Erlenbader Franziskanerinnen ein neues Konzept entwickelt und sich für den Umzug in ein deutlich kleineres Haus im Erlenbad entschieden – zurück zu den Wurzeln des Heiligen Franz von Assisi. Die Franziskanerinnen nennen ihr neues Haus daher in seinem Angedenken Portiunkula (Kleiner Flecken Land). Der Neubeginn in Obersasbach stehe nach den Worten von Rita Eble auch in der Tradition der Ordensgründerin Mutter Alexia aus Bühlertal, die am 27. August 1873 mit den Schwestern Alfons (Paulina Schmid) und Klara (Helene Seiter) ihr Waisenhaus in Schwarzach verließ. Die drei wanderten nach Amerika aus, bauten in Milwaukee eine neue Heimat auf und gründeten die internationale Kongregation der School Sisters of St. Francis. Dass die Schwestern aus dem Badischen auch in der neuen Welt ihre alte Heimat nie vergaßen, zeigte sich in den 1920er-Jahren mit dem Bau des beeindruckenden Klosters in Obersasbach.