Stuttgart/Bad Säckingen (pm/aw). Die sogenannte Walfischia-Stube in Bad Säckingen ist ein außergewöhnliches Vereinsheim: Die Herrengesellschaft Walfischia, 1876 als bürgerlicher Zusammenschluss für die Pflege von Freundschaft, Geselligkeit und Humor gegründet, nutzt den holzvertäfelten Raum mit Unterbrechungen seit 1921. Seit 1998 ist das Gebäude am Tanzenplatz 4 in Vereinsbesitz und bereits umfassend denkmalgerecht renoviert worden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt jetzt die Instandsetzung der Stuckdecke mit einem Zuschuss von 5.000 Euro.
„Dieser Raum im ersten Stock ist ein Schmuckstück, das man von außen nicht in diesem Gebäude vermutet“, betont Peter Rothemund, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Und vermutlich ist der Saal noch deutlich älter als die Herrengesellschaft“. Historiker rechnen ihm einem früheren Franziskanerkloster zu, das bis 1650 am Tanzenplatz bestanden hat. „Die heutige Walfischia-Stube könnte einst der Richtsaal der Fürstäbtissin gewesen sein“, ergänzt Rothemund.
Das legt zumindest die Ornamentik der reliefartigen Stuckdecke nahe, die im Stil des 18. Jahrhunderts gestaltet ist: In der Mitte enthält sie ein Emblem der Gerechtigkeitsgöttin Justitia mit Waage und Gesetzestext. Rings herum finden sich plastisch angelegte Landschaftsdarstellungen als Sinnbilder der vier Jahreszeiten. Dazwischen sind florale Verzierungen angebracht.
Zuletzt wurde die Decke in den Jahren 1962 und 1963 von einem fachkundigen Stuckateur restauriert. Inzwischen sind Risse, Ablösungen und Verschmutzungen aufgetreten, die eine umfassende Reinigung, Stabilisierung und Instandsetzung der Stuckdecke nötig macht. Beim Tag des offenen Denkmals soll der sonst nicht öffentlich zugängliche Raum künftig für Besucher geöffnet werden.