Hanau (pm/aw). Befahren werden die historischen Gleisanlagen auf der ehemaligen Großauheim-Kaserne in Hanau schon seit vielen Jahren nicht mehr. Die Deutsche Wehrmacht - und später die US-Armee - nutzten früher das Gelände für militärische Zwecke und legten dort die Gleise mit Anschluss an die Bahnstrecke 3660 Frankfurt Süd / Aschaffenburg – anfangs zur Reparatur von Feldbahnen und später auch für Truppen- und Materialtransporte. Seit dem Abzug der Amerikaner 2008 liegt das 38,5 Hektar große Gelände brach. Lediglich im Jahr 2011 stellte das Unternehmen Autokontor Bayern, ein Dienstleister im Flottenmanagement, dort 1.000 Halbjahreswagen verschiedener deutscher Hersteller ab, bevor sie in andere Teile des Landes verbracht wurden.
Die von der Stadt Hanau 2009 in die Wege geleitete Konversion von insgesamt 340 Hektar ehemals militärisch genutzten Flächen hat das Ziel, die brachliegenden Bereiche und Gebäude wieder in den Wirtschafts- und Naturkreislauf einzugliedern. Auch für die Großauheim-Kaserne ist eine neue zivile Nutzung angestrebt, die die bestehenden Bahngleise jetzt überflüssig macht.
Auf einer Gesamtfläche von rund 25 Hektar plant ein Investor die Errichtung eines Gewerbegebietes insbesondere zur Nutzung durch Rechenzentren. Im südlichen Bereich der ehemaligen Kaserne planen die gemeinschaftlichen Vorhabenträger Stadtwerke Hanau GmbH und AHS-Solar GmbH & Co. KG die Errichtung einer großflächigen Photovoltaik-Anlage.
Eisenbahnbetriebsanlagen unterliegen jedoch demsogenannten "Fachplanungsvorbehalt". Damit die Stadt Hanau in diesem Bereich die Bauleitpläne für die genannten Projekte aufstellen kann und damit ihre Planungshoheit ausüben kann, bedarf es daher einer Freistellung von Bahnbetriebszwecken im Sinne des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG).
Aus diesem Grund beantragt die Stadt Hanau auf der Konversionsfläche im Stadtteil Großauheim die Freistellung von Bahnbetriebszwecken für die dort vorhandenen Eisenbahnanlagen (gemäß § 23 AEG) beim Regierungspräsidium Darmstadt. Ein entsprechendes Schreiben wurde jetzt von Oberbürgermeister Claus Kaminsky versandt. Derzeit sieht die Planung für das Gewerbegebiet einen vollständigen Rückbau aller bestehenden Anlagen einschließlich der Gleise aus dem Freistellungsgebiet vor.