Bebauungsplan für die Entwicklung der Großauheim-Kaserne

Hanau (pm/aw). Der Magistrat der Stadt Hanau stimmte am Montag (03.05.) dem Bebauungsplanentwurf für die ehemalige Großauheim-Kaserne und der anschließenden Offenlage zu. Die Stadtverordnetenversammlung wird am 17. Mai abschließend über die Vorlage entscheiden. „Ziel der Planung ist es, die brachliegende, ehemals von der US-Armee genutzte Großauheim-Kaserne als Gewerbegebiet, insbesondere zur Nutzung durch Rechenzentren, zu entwickeln“, erläuterte Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Ergänzend zum Bebauungsplan werde mit dem Projektträger, P3 Hanau S.a.r.l, ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen.

„Dieser Vertrag ist etwas Besonderes: In hervorragender Partnerschaft – aber auch in schweren Verhandlungen mit dem Investor P3 – haben wir uns auf messbare Nachhaltigkeitsziele für den Betrieb der Rechenzentren verständigen können. Wir machen damit auch einen ersten Aufschlag, um mit benachbarten Kommunen und regionalen Institutionen über gemeinsam abgestimmte Leitlinien und Qualitätsanforderungen für zukünftige Ansiedlungen von Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet zu diskutieren“, betonte Kaminsky. „Insbesondere die Frage der Stromversorgung, der Beanspruchung von Ressourcen wie Fläche und Trinkwasser sowie die Emissionen, die nicht vor Gemeindegrenzen haltmachen, zeigen, dass es sich bei der Standortnachfrage von Rechenzentren mindestens um ein Thema mit einer regionalen Dimension handelt“, erklärte der OB. Ein Erfahrungsaustausch mit anderen Städten sei daher bereits angedacht und es seien diesbezüglich auf Arbeitsebene erste Kontakte mit Frankfurt, Offenbach, dem Regierungspräsidium Darmstadt und dem Regionalverband FrankfurtRheinMain geknüpft worden. Kaminsky lobte die überaus positive Zusammenarbeit mit dem Investor: „P3 hat sich flexibel und stets gesprächsbereit gezeigt. Es waren keine leichten Verhandlungen, aber mit dem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein.“

Für den Standort Großauheim-Kaserne plant der Projektentwickler P3 Gebäude für die Ansiedlung von Rechenzentren mit einer Anschlussleistung im Endausbau von 180 MW. Dies entspricht etwa der doppelten Jahresleistung der Stadt Hanau inklusive der Großindustrie der letzten Jahre. Diese Dimension ist in der bundesweiten Gesamtschau der Entwicklung von Rechenzentren als Großprojekt („Hyperscale Data Center“) einzustufen, das auch im europäischen Vergleich beachtenswert ist.

Darüber hinaus sind die Ansiedlung von Blockheizkraftwerken zur modernen und klimafreundlichen Fernwärmeerzeugung und eine Freiluftschaltanlage (Umspannwerk) vorgesehen. Die Stadtwerke Hanau werden in Kooperation mit ihrer Muttergesellschaft Mainova auf einer Teilfläche vier Blockheizkraftwerke errichten, um nach Auslaufen der Lieferverträge Ende 2024 die Fernwärmeversorgung für die Stadt Hanau in eigener Verantwortung sicherzustellen. Bislang wird die Fernwärme durch das Kraftwerk Staudinger/Uniper geliefert. Hierfür soll das Gebiet an eine bestehende Ferngasleitung angeschlossen werden. Auf dem südlichen Teil der Großauheim-Kaserne wird eine Freiflächenphotovoltaikanlage mit einer Jahresleistung von rund 7 MW entstehen. Hierfür wird derzeit ein eigenständiger vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt. Durch die ortsnahe Erzeugung von Wärme und Strom entsteht eine weitere Möglichkeit von Synergieeffekten, z. B. durch die mögliche Einspeisung des geernteten Solarstroms in die Energieversorgung der Rechenzentren.