Kiedrich (dsd/aw). Dieter Wölfel, Eigentümer des Fachwerkhauses Oberstraße 22 in Kiedrich, hat den Hessischen Denkmalschutzpreis von der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, verliehen bekommen. Mit dem 1. Preisträger freut sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die die Restaurierungsarbeiten an der Außenhülle bereits 2016 mit 50.000 Euro gefördert hat und die die Innenraumarbeiten in diesem Jahr erneut mit 50.000 Euro unterstützen wird. Mitten im historischen Ortskern von Kiedrich liegt am Schnittpunkt zweier Straßen das Renaissance-Fachwerkhaus aus dem Jahr 1603. Das aufwendig gestaltete Gebäude diente als großbürgerliches Wohnhaus, jüdisches Bethaus, Schmiede und zuletzt als Café.
Der freistehende Fachwerkbau erhebt sich über einem hohen, massiven und verputzten Erdgeschoss. Die unregelmäßigen Fenster- und Türöffnungen werden meist von Natursteingewänden gerahmt. Das fachwerksichtige Obergeschoss ist mit hoher, profilierter Schwelle, mit Mannfiguren und geschwungenen Andreaskreuzen in den Brüstungsfeldern und beschnitzten Eckständern mit Beschlagwerkmotiven reich mit Fachwerkmotiven geschmückt. Kleine, fast quadratische Fenster, die zwischen die Riegel gespannt sind, belichten das Geschoss. Den Bau deckt ein Satteldach mit kleinen Gauben. Auf der Hofseite ist ein heute vermauerter Laubengang erkennbar.
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen zählt das Gebäude zu den historisch bedeutendsten Bürgerhäusern des Rheingaus. Eine falsche und unzureichende Gesamtsanierung in den 1990er Jahren führte zur statischen Gefährdung der Giebel und der Dachkonstruktion sowie zur Schädigung fast aller Fachwerkknotenpunkte und des Fachwerkgerüstes. Die Giebel mussten zeitweise sogar mit Stützen notgesichert werden.
Das Haus wurde schließlich an einen Architekten und Zimmermann verkauft, der bereits mehrere historische Fachwerkbauten instandgesetzt hat. In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurden die zum Erhalt des Gebäudes dringenden Arbeiten durchgeführt. Im Erdgeschoss soll künftig ein Weincafé eingerichtet werden. Das Ober- und das Dachgeschoss werden dann zu Wohnzwecken vermietet.