Wiesbaden (pm/aw). Dank der treuhänderischen Bernhard-von-Wiesen-Stiftung unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Restaurierung der Grabkuppel der Grabkapelle Theodosia Ruh mit 15.000 Euro. Der 1877 eingeweihte Nordfriedhof liegt auf einem schmalen Höhenrücken zwischen Nerotal und Adamstal. Bekannte Persönlichkeiten und wohlhabende Familien ließen hier repräsentative Grabstätten und Mausoleen errichten. Daher finden sich auf dem Friedhof künstlerisch wertvolle Grabmale im Stil des Historismus und des Jugendstils, die zum Teil von bedeutenden Bildhauern gestaltet wurden. Hier konnte die DSD dank der Treuhandstiftung bereits eine Reihe von Instandsetzungs- und Pflegemaßnahmen durchführen, etwa Dacharbeiten an der Kreizner-Kapelle, der Bartling-Kapelle, an den Grabmalen Schriever, Bickel, Möhring, John und Meuldermans.
Die hohe Andachtskapelle „Theodosia Ruh" ist ein achteckiger Bau mit einer Steinkuppel, jedoch ohne Gruftraum, der aus Buntsandstein besteht. Errichtet wurde der sieben Meter hohe Bau 1933. Im Inneren tragen acht schlanke Säulen den Rand der Kuppel, die mit Mosaiken ausgekleidet ist. Das bisher hervorragend erhaltene Deckenmosaik ist konstruktiv mit der steinernen Kuppel verbunden und dadurch unmittelbar durch die Durchfeuchtung dieses Bauteils akut gefährdet. Ein Lichtauge in der Kuppel lässt Licht auf Maria mit dem Christuskind fallen. Schmale hohe Buntglasfenster und über der Eingangstür ein Fenster in Kreuzform belichten den Raum.
Unter den vielen bedeutenden Grabanlagen des Nordfriedhofs stellt Theodosia Ruh eine Besonderheit dar als eines der letzten, weitgehend historistisch geprägten Bauwerke dieser Art. Die Grabkapelle steht für die Abwendung des Architekten Albin Müller, dem Chefdesigner der Darmstädter Mathildenhöhe, vom „Jugendstil" zu einem Monumentalstil, der Elemente des späten Expressionismus mit einer dezidierten Mittelalter-Rezeption verbindet. Für Wiesbaden als „Stadt der Historismus" stellt dieser Bau eine Art Schlussstein der Entwicklung dar.