Sanierungsarbeiten am barocken Rathausgebäude in Bad Karlshafen

Bad Karlshafen (pm/aw). Das stadtbildprägende, zentral am Hafen gelegene barocke Rathausgebäude in Bad Karlshafen veranschaulicht eindrucksvoll das bürgerliche Selbstbewusstsein der hugenottischen Planstadt. Doch der repräsentative Sonderbau mit seinem qualitätvollen, stuckierten Saal im Inneren ist auf Hilfe angewiesen. Durch die marode Dachdeckung dringt Nässe in den Dachstuhl und schädigt dessen Konstruktion und noch dazu die Decke im zweiten Obergeschoss. Um die statischen Schäden an der hölzernen Dachkonstruktion, die Schäden an der Kuppel über dem Landgrafensaal und den Mauerkronen zu beseitigen, stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Lotterie GlücksSpirale – auch für die Dachdeckung – 200.000 Euro zur Verfügung.

An der Mündung der Diemel in die Weser gründete Landgraf Karl von Hessen-Kassel 1699 Bad Karlshafen, das mit Hafen und einem geplanten Kanal die direkte Verbindung zur Nordsee herstellen sollte. Damit wollte der Landgraf die hannoverschen Zoll- und Stapelrechte umgehen. Als Bewohner siedelte der Landgraf die wegen ihres Glaubens aus Frankreich vertriebenen Hugenotten an. Die Planstadt mit ihren rechtwinkeligen Straßenzügen wurde um das zentrale Hafenbecken in zwei Bauphasen errichtet. In einer ersten Phase entstanden einheitliche, verputzte Zeilenbauten mit Eckbetonung. In einer zweiten Phase errichteten die erfolgreichen Handelsfamilien besonders an der Weserstraße große repräsentative Handelshäuser. Die 1730 entdeckte Salzquelle führte im 19. und 20. Jahrhundert zur Entwicklung der Kur- und Badestadt. Bad Karlshafen ist heute neben Erlangen das besterhaltene Beispiel einer deutschen Hugenottenstadt des 17. und 18. Jahrhunderts.

Das heutige Rathaus wurde von 1715 bis 1719 als Pack- und Lagerhaus errichtet, diente aber auch als Repräsentationsbau bei den Aufenthalten des Landgrafen. 1920 wurden das Rathaus und zeitweilig das Amtsgericht hier untergebracht. Der langgestreckte zweigeschossige Putzbau mit Mittelrisalit gliedert im Erdgeschoss ein rundbogiger Arkadengang auf Natursteinpfeilern. Ihn belichten symmetrisch über den Bögen angeordnete ovale Öffnungen. Den Mittelrisalit schmücken Pilaster mit Halbkapitellen. Ein mehrfach profiliertes Natursteingesims trennt die Geschosse horizontal. Aus dem hohen Walmdach wächst in der Mitte ein verschieferter Dachreiter mit Laterne und kleiner Schweifhaube hervor. Im Inneren erstreckt sich im Erdgeschoss die quadratische Eingangshalle mit toskanischen Säulen und Spiegelgewölben. Im Obergeschoss liegt der repräsentative Landgrafensaal mit Spiegeldecke und Stuck von Andrea Gallasini.