Kassel (aw). Der Ersatzneubau für die Kasseler Stadtschleuse könnte nach dem derzeitigen Stand voraussichtlich im Mai 2023 fertiggestellt sein. „Die beauftragten Ingenieure haben außerordentlich gute Arbeit geleistet“, lobt Oberbürgermeister Christian Geselle. Auch der Genehmigungsprozess könne wohl deutlich verkürzt werden. Das Projekt zur Rettung der Kasseler Stadtschleuse gilt bundesweit als modellhaft.
Auf der Basis der bereits abgeschlossenen Vorplanung geben die Ingenieure folgende Empfehlungen, erläutert der Leiter der für die Umsetzung verantwortlichen technischen Abteilung des städtischen Eigenbetriebes KASSELWASSER, Uwe Neuschäfer:
Die alte Schleuse wird als Baugrube verwendet. Der neue Schleusenkörper wird in der unterwasserseitigen Hälfte der alten Stadtschleuse gebaut. So liegt der Einfahrtsbereich der Schleuse ca. 40 Meter unterhalb des Wehres, wo störende Strömungseinflüsse deutlich geringer und sichere Ein- und Ausfahrten gewährleistet sind. Der Ersatzneubau besteht aus einem Stahlbetonmassivbauwerk mit einer
nutzbaren Kammerlänge von 35 Metern, einer Kammerbreite von 6,75 Metern (die Schleuse Wahnhausen ist ebenfalls 35 mal 6,75 Meter groß).
Die Schleuse wird mit Schlagtoren mit einseitigem Antrieb mittel Elektrohubzylindern ausgestattet. Die alte linke Schleusenwand wird bis auf den Wehrpfeiler abgebrochen und die neue linke Kammerwand wird außen mit einer, den Denkmalschutzanforderungen entsprechenden Sandsteinverblendung versehen. Im Oberwasser wird die abgebrochene Wand durch ein 15 Meter langes Leitwerk ersetzt, um eine klare Einfahrtssituation zu schaffen. Die Schleuse wird von den Nutzern einfach und selbstständig zu nutzen sein. Eine Fernüberwachung erfolgt über die Leitzentrale von KASSELWASSER.
Der eigentliche Bau könnte voraussichtlich in rund zwei Jahren umgesetzt werden. „Wir wollen die Stadtschleuse schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen, um Schifffahrt, Wassersport und Tourismus auf der Fulda zu ermöglichen“, betont Oberbürgermeister Christian Geselle und lobt den engagierten Einsatz aller Beteiligter bei Bund und Land für die Kasseler Stadtschleuse. Die Übernahme der Schleuse durch die Stadt Kassel sei der einzige Weg gewesen, die Schleuse vor der langfristigen Schließung zu bewahren. „Wir haben stets betont, dass wir den Betrieb der Schleuse langfristig sichern wollen. Für das Leben am Fluss und die engagierten und sportlich erfolgreichen Wassersportvereine braucht Kassel die Stadtschleuse“, sagte Geselle.
Nach bisherigen Schätzungen sind für den Schleusen-Neubau Investitionen von 7,5 Millionen Euro notwendig. Der Bund, das Land Hessen und die Stadt Kassel beabsichtigen, sich die Kosten aufzuteilen. Danach übernimmt die Bundesrepublik Deutschland 50 Prozent der Kosten. Stadt und Land teilen sich die andere Hälfte. Dabei könnte Kassel auch Vorbild für andere Städte werden. Nach dem Rückzug der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes aus dem Betrieb kleinerer Schleusen sehen alle Beteiligten den Modellcharakter des eingeschlagenen Weges für den Erhalt der Kasseler Stadtschleuse.
Kasseler Stadtschleuse
Die Kasseler Stadtschleuse wurde 1913 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Die alte Schleusenkammer ist 85 mal 10 Meter groß, überwindet einen Höhenunterschied von 2,84 Metern und verband bislang den 14 Kilometer langen Fuldaverlauf im Stadtgebiet mit der Unteren Fulda beziehungsweise dem weiteren Wasserweg über die Weser bis zur Nordsee. Bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1943 wurde die Schleuse so stark beschädigt, dass kein regulärer Betrieb mehr möglich war. Erst 1952 konnte der Betrieb nach Instandsetzung wiederaufgenommen werden.
Die Stadtschleuse war zum Ende der Saison 2016 aufgrund eines Gutachtens, nach dem ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleitet werden könne, vom Wasserstraßen – und Schifffahrtsamt dauerhaft verschlossen und stillgelegt worden. In den vorausgegangenen Jahren war das Wassertor zur Stadt mehrfach saniert und repariert worden. Nachdem der Bund sich nicht zu einem nötigen Schleusen-Neubau und den weiteren Betrieb der Kasseler Stadtschleuse entschließen konnte, erklärte sich die Stadt bereit, die Schleuse zu übernehmen. Bund, Land und Stadt einigten sich auf die gemeinsame Finanzierung einer neuen Schleuse, die künftig von der Stadt beziehungsweise KASSELWASSER betrieben werden soll.
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