Hannover (dsd/aw). Seit 2004 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Restaurierungsarbeiten auf dem Jüdischen Friedhof in Hannover. Auch in diesem Jahr stehen weitere 15.000 Euro für die Sicherung, Reinigung und teilweise Restaurierung mehrerer Grabsteine zur Verfügung. Der Fördervertrag erreicht Michael Fürst, den Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, in diesen Tagen. Möglich wurde die Förderung durch die Erträge der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD ist, und zahlreicher privater Spenden. Die DSD leistet mit der Ausreichung des Fördervertrags ihren Beitrag zur Planungssicherheit für die Bauherren, ihre Architekten und hochqualifizierten Handwerksbetriebe, um diese wichtigen Arbeitsplätze erhalten zu helfen.
Der Jüdische Friedhof der Stadt Hannover wurde von 1861 bis 1922 belegt. In 95 Reihen wurden rund 2.600 Grabmale errichtet, auf denen rund 2.100 Inschriften lesbar sind. Dennoch gibt es neben Vandalismus vor allem witterungs- und kriegsbedingte Schäden. Das kleine mörtelverbundene Ziegelfundament, auf dem die Steine aufgestellt wurden, ist porös geworden. Selbst die wenigen Steine, die mit einem in den Boden greifenden dornenförmigen Fortsatz versehen sind, sind instabil.
Die Schriftbilder im Mittelfeld der älteren, in enger Reihung stehenden sandsteinernen Grabsteine wurden durch ihre Lage und Ausrichtung stark beschädigt. Die nach Norden ausgerichteten Steine trocknen an der Vorderseite nicht ausreichend, so dass die Schriftfelder durch die eingelagerte Feuchtigkeit schneller wittern. Bei Steinen, deren Schriftfelder aus eingesetzten Marmorplatten bestehen, löst sich im Lauf der Jahre der Verbund, so dass die Marmorplatten herausbrechen oder hervorstehen.
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen bemüht sich mit großem Einsatz um die Restaurierung und den Erhalt der ihm anvertrauten jüdischen Friedhöfe. Dennoch ist er bei der Durchführung der Restaurierungsmaßnahmen auf eine Unterstützung durch das Land und die DSD angewiesen. Die Risse werden ohne Retuschen mit einem Natursteinkleber behoben. Frühere Restaurierungen, bei denen gebrochene Steine mit Metalldübeln oder -klammern repariert wurden, werden rückgängig gemacht, damit der Stein nicht durch das Metall gesprengt wird.
Der Friedhof dokumentiert anschaulich die Entwicklung des jüdischen kulturellen Selbstverständnisses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.