Braunschweig (aw). Bei Sanierungsarbeiten in der denkmalgeschützten Villa Westermann am Löwenwall 6 ist überraschend eine aufwendig gestaltete Stuckdecke aus der Zeit um 1880 entdeckt worden. Sie war unter einer abgehängten Decke verborgen und soll jetzt eingehend untersucht und restauriert werden. „Der Fund ist aus der bisherigen Erfahrungspraxis des Referats Stadtbild und Denkmalpflege einzigartig“, sagt der Leiter des Referats, Klaus Hornung. „Bis auf wenige Fehlstellen ist die Decke fast vollständig erhalten.“
Die großzügige, zweigeschossige Villa Westermann wurde 1880 vom Braunschweiger Architekten Constantin Uhde im Stil der italienischen Renaissance errichtet. Bauherr war der Verleger Friedrich Westermann. Die Villa wurde auf den Grundstrukturen des bereits bestehenden Wohnhauses der Familie erbaut. Der Raum mit der Stuckdecke liegt im Obergeschoss an der nordöstlichen Gebäudeecke und lässt sich sicher der Bauphase um 1880 zuordnen. Wann sie abgehängt wurde, ist nicht bekannt.
Die rund 140 Jahre alte Stuckdecke stellt sich als quadratisch gegliederte Kassettendecke dar. Die Kreuzungspunkte der Kassettenstege sind mit runden Stuckrosetten betont, die jeweils mit einem Kranz aus sogenannten Eierstab-Ornamenten und einem Blumenornament bekrönt sind. Der an der Wand verlaufende Fries zeigt ebenfalls Eierstab-Ornamente.
„Die Gestaltung der Stuckdecke ist vermutlich auf Eindrücke Constantin Uhdes aus verschiedenen Studienreisen zurückzuführen“, erläutert Nicole Lindner-Saul, im Referat Stadtbild und Denkmalpflege zuständig für das Projekt. „Besonders Renaissancedecken in Italien und Frankreich könnten ihn in seiner Formensprache beeinflusst haben.“ Constantin Uhde, seit 1871 Professor an der TU Braunschweig, hat in Braunschweig unter anderem mehrere Privathäuser und große Stadtvillen wie zum Beispiel die Villa Rimpau an der Wolfenbütteler Straße und die Villa Löbbecke verwirklicht.
„Schon im jetzigen, noch unrestaurierten Zustand ist an einigen Stellen zu erkennen, dass die Decke ursprünglich auch farbig gestaltet war“, führt Lindner-Saul weiter aus. „Eine Restauratorin wird jetzt Untersuchungen vornehmen mit dem Ziel, Aufschluss über das Material, die farblichen Fassungen und deren Erhaltungszustand zu erhalten. Im Anschluss kann ein Sanierungskonzept für die Stuckdecke erstellt werden, die künftig nicht abgehängt, sondern gezeigt werden soll.“
In der Region Braunschweig sind nur wenige Stuckdecken von dieser Qualität erhalten. Eine Referenz ist beispielsweise die ebenfalls von Constantin Uhde erbaute Villa Seeliger in Wolfenbüttel, die in den vergangenen Jahren aufwendig saniert wurde.