Osnabrück (pm). In der „Villa Schlikker“ am Heger-Tor-Wall soll ein Lernort entstehen, der das Wirken Hans Georg Calmeyers thematisiert. Der Osnabrücker Jurist hat als Teil der Besatzungsmacht der Nationalsozialisten in den Niederlanden nach neuesten Forschungen nachweislich über 2500 Juden das Leben gerettet. Die Villa als ehemalige NSDAP-Parteizentrale Osnabrücks steht neben dem Felix-Nussbaum-Haus, welches dem ebenfalls gebürtigen Osnabrücker und in Ausschwitz ermordeten Maler gewidmet ist. Darin liegt eine wesentliche Herausforderung für die Konzeption der zukünftigen Nutzung des Gebäudes.
Die Verwaltung der Stadt Osnabrück hat auf Beschluss des Rates eine Machbarkeitsstudie für die Neukonzeption der Ausstellung in der Villa ausgeschrieben, die neben einem Konzeptvorschlag auch einen konkreten Zeitplan sowie eine Kostenschätzung umfassen sollte. Bei der Wettbewerbspräsentation im Dezember 2019 stand die Beantwortung dieser Fragestellung im Mittelpunkt. Die eingeladenen namhaften Agenturen aus dem Bereich der Erinnerungskultur haben gegenüber dem wissenschaftlichen Beirat und Vertreterinnen und Vertretern der Kulturpolitik sowie der Stadtverwaltung ihre Konzeptideen für die Zukunft des Hauses vorgestellt. Der Beirat fasste ein einstimmiges Votum für das Konzept der Gewinneragentur. Der Kulturausschuss folgte heute in seiner Sitzung, die ein Schritt in dem Vergabeverfahren und deshalb nicht öffentlich war, der Empfehlung des Beirats. Das Verfahren ist erst abgeschlossen, wenn der Vergabebeirat die Auftragsvergabe beschlossen hat.
„Ich freue mich heute ganz besonders darüber, dass der Kulturausschuss der Empfehlung des Beirates gefolgt ist. Im nächsten Schritt wird in Zusammenarbeit mit dem Beirat das Ausstellungskonzept geschärft. Für die Finanzierung der Konzeptideen werden wir dem Rat der Stadt Osnabrück eine Kalkulation für die Umsetzung vorstellen und uns zudem für weitere Fördermittel einsetzen,“ erklärt Stadtrat Wolfgang Beckermann nach der Sitzung.
Die von der Ausstellungsagentur entwickelten Ideen nehmen in besonderer Weise auf die einzigartigen Anforderungen Rücksicht. Es entsteht ein Erinnerungsort für Hans Georg Calmeyer, ein Bildungsort zur NS-Geschichte. Menschen haben in der Zeit des Nationalsozialismus unterschiedlich gehandelt, denn sie hatten im System unterschiedliche Handlungsspielräume und Gestaltungsmöglichkeiten, und sie hatten unterschiedliche Haltungen und Werte. Das komplexe Thema der NS-Zeit soll so anschlussfähig für Fragestellungen der Gegenwart werden.
Die Sanierung der Villa sowie die Umsetzung der neuen Ausstellung soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Die Sanierungsarbeiten sind eine notwendige Voraussetzung, um ein neues Nutzungskonzept zu etablieren. Die Stadt Osnabrück hat 1,7 Millionen Euro Bundesfördermittel hierfür eingeworben, weitere 200.000 Euro sind städtischer Eigenanteil. Offen ist die Finanzierung der Kosten für die Umsetzung des Konzeptes, sowie für die Folge- und Betriebskosten. Die Kulturverwaltung wird nach der Entscheidung des Vergabebeirats die ausgewählte Agentur öffentlich vorstellen.
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.