Wiedereröffnung der Kunststätte Bossard in Jesteburg

Jesteburg (pm/aw). Der Kunsttempel der Kunststätte Bossard wurde in den vergangenen Jahren umfassend restauriert. Nun wird er am Freitag, den 15. Juli 2022 um 10.00 Uhr wiedereröffnet – mit Grußworten des niedersächsischen Kulturministers Björn Thümler sowie des Vorsitzenden des Stiftungsrats der Kunststätte Johann und Jutta Bossard, Rainer Rempe. Es folgen eine Erläuterung des Großprojekts Sanierung des Kunsttempels seitens der Leiterin der Kunststätte, Heike Duisberg-Schleier, und Führungen durch die Restauratorin Stefanie Nagel und den Projektplaner Christoph Probst. An der Restaurierung der keramischen Bauplastik und der Putz- und Steinkonservierung sowie an den holzkonservatorischen Arbeiten beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit einem Fördervertrag 2018 in Höhe von 55.000 Euro. Schon 2005 hatte sich die DSD an den Instandsetzungsarbeiten der Fenster und Türen beteiligt.

Das Anwesen von Johann Michael und Jutta Bossard liegt etwas abgelegen in einem Wald. Das Künstlerehepaar schuf hier auf einem drei Hektar großen Grundstück zwischen 1912 und 1950 ein einmaliges Gesamtkunstwerk, worin sich der Geist der "Lebensreformbewegung" des frühen 20. Jahrhunderts spiegelt. Neue Lebensentwürfe wurden kreiert, die alle Facetten des Daseins miteinbezogen: Kunst, Musik, Dichtung und Architektur, Natur und Nahrung, die Alltagskultur bis hin zur Kleidung.

Johann Bossard entwarf die Pläne für das Wohn- und Atelierhaus sowie für den Kunsttempel selbst. Das Ensemble ist in seiner Form aus kunsthistorischer Sicht einmalig. Das Wohn- und Atelierhaus entstand 1912. Sein mächtiges Satteldach mit hohem Giebelfeld reicht bis zum Erdgeschoss und erinnert an die regionaltypischen niederdeutschen Hallenhäuser. Backsteinbänder in unterschiedlichen dekorativen Friesen und Rahmungen gliedern die Fassaden, die von kleinen rot gestrichenen Sprossenfenstern durchbrochen werden. Die Innengestaltung mit Butzenbetten und einer offenen Feuerstelle sowie einer Wohndiele, die sich an das Flett der Hallenhäuser anlehnt, ist erhalten.