Meschede (lwl). Erst seit Juli 2020 graben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) an der Pfarrkirche St. Walburga in Meschede (Hochsauerlandkreis) und entdeckten bereits komplexe Baustrukturen aus verschiedenen Jahrhunderten, Gräber und Hinweise auf einen größeren Brand. Archäologische Untersuchungen wurden im Zuge der geplanten Sanierung des Pfarr- und Jugendheims nötig, zudem soll die Außenanlage umgestaltet werden.
"Wir waren sehr erleichtert, als der Kampfmittelräumdienst Entwarnung gab. Das war für uns der Startschuss für die Ausgrabung", sagt Grabungsleiter Wolfram Essling-Wintzer von der LWL-Archäologie. Denn zunächst ließen Luftbildaufnahmen von der Grabungsfläche auf einen möglichen Blindgänger schließen.
Gefunden haben die LWL-Archäologinnen mehrere Mauerfundamente, die zu zwei zeitlich aufeinander folgenden Klausuranlagen gehörten. Die Klausur bezeichnet den Teil eines Klosters, zu dem nur Ordensleute Zutritt hatten, und den diese auch nicht ohne Erlaubnis verlassen durften. "Wir können mithilfe der Archäologie die Geschichte des Klosters besser verstehen", sagt Essling-Wintzer. Heute steht nur noch die gut erforschte Klosterkirche des im Frühmittelalter gegründeten Damenstifts. Sie zählt zu den wenigen spätkarolingischen Bauten, die nördlich der Alpen erhalten geblieben sind. "Unsere Erwartungen an die Ausgrabung angesichts der hohen Bedeutung des Ortes groß. Zugleich liegt uns die Erhaltung des Bodendenkmals am Herzen", betont Essling-Wintzer.
Etwas jüngere Baustrukturen verweisen auf einen Kreuzgang, der über eine Gewölbedecke verfügte und der vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand. Das kann der Archäologe anhand der Art der Fundamentkonstruktion erkennen.
Darüber hinaus stieß der Wissenschaftler auf ein weiteres Fundament aus Bruchstein und Lehm, das deutlich tiefer liegt und älter ist. "Möglicherweise gehört dieses Fundament zum Gründungsbau aus dem 9. Jahrhundert. Eine Brandschicht könnte andeuten, dass dieser mutmaßlich erste Klausurbau durch einen Brand vernichtet wurde. Allerdings erzählen die Schriftquellen nichts dergleichen," sagt Essling-Wintzer. Untersuchungen im Labor sollen nun Aufschluss bringen.
Neben den Mauerfundamenten stieß der Forscher auch auf Überreste der mittelalterlichen Fußböden. Die Innenräume zeigen Böden aus festgestampften Lehm. Die Außenbereiche waren gepflastert. Auch einige Gräber hat der LWL-Archäologe entdeckt. Manche sind aufwändig mit Steinen eingefasst, andere als einfache Erdgräber angelegt worden.
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.