Ausgrabungen auf dem Marktplatz

Rheine (lwl/aw). Im Rahmen von Sanierungsarbeiten graben aktuell Archäologen unter Leitung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf dem Marktplatz von Rheine. Dabei stießen sie gleich zu Beginn auf die Grundmauern des alten Rathauses, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen.

Seit Anfang Juli graben die Archäologen einer Fachfirma auf dem Marktplatz. Unter dem modernen Kopfsteinpflaster entdeckten sie zwischen Kirch- und Marktplatz die Süd- und die Ostseite des alten Rathauses. Auf der Innenseite der Mauern aus Sandstein ist noch der alte Wandputz zu erkennen. "Der Keller des Gebäudes ist mit Bauschutt verfüllt, der vom Abriss im Jahr 1899 zeugt", erläutert Grabungsleiter Christian Golüke. "Wenn wir den Schutt entfernt haben, können wir nicht nur feststellen, wie tief das Gebäude einst gründete, sondern hoffentlich auch, wie alt das Bauwerk eigentlich ist." Das alte Rathaus aus dem 19. Jahrhundert war aber sicherlich nicht das erste Amtshaus in Rheine, sondern verfügte über noch ältere Vorgänger aus dem Mittelalter. Schriftliche Quellen belegen ein im Jahre 1273 als "gimnasium" und 1281 als "Gildehus" bezeichnetes Gebäude.

Der Platz, den die Rathäuser boten, wurde einst vielseitig und rege genutzt: Im Erdgeschoss saßen oft Händler, die Stoffe oder Fleisch verkauften. Auch wurde im Rathaus Gericht gehalten und die Stadtwaage bedient. Hier fanden Versammlungen, Ratswahlen und Festlichkeiten der Bürger statt. Weiterhin gehörten Arrestzellen, Wache und im Kriegsfall Lagerräume für Waffen zu diesem vielseitigen Gebäude. Die Rathäuser waren damit Inbegriff des Stolzes der Stadtbürger.

Die Ausgrabungen auf dem Marktplatz, stehen noch weitgehend am Anfang. Unter den ersten Funden der Archäologen sind auch Keramikscherben aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Scherben stammen von Trink- und Essgeschirr. Im Mittelalter noch wertloser Müll, der beim Marktbesuch anfiel, sind sie heute ein wichtiges Zeugnis des damaligen Geschehens. So zeigen die Scherben und andere Funde wie Tierknochen den Archäologen, was die Rheinenser im Mittelalter aßen und welche Waren sie auf dem Markt kauften.