Lünen (lwl). Als in Lünen (Kreis Unna) das damalige Realgymnasium mit seinem Direktorenwohnhaus zwischen 1929 und 1931 errichtet wurde, befand sich der Baustil "Neues Bauen" auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Nicht nur architekturgeschichtliche Aspekte, sondern auch schul- und sozialgeschichtliche Errungenschaften dieses Stils lassen sich an dem ehemaligen Realgymnasium besonders gut ablesen, deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das heutige Freiherr-vom-Stein-Gymnasium als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
"Als eines der letzten Werke von Karl Schulze zeigt das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, wie sich der etablierte Architekt mit dem Zeitgeist der 1920er-Jahre und der besonderen Bauaufgabe auseinandergesetzt hat", sagt LWL-Denkmalpflegerin Eva Dietrich. "Im Inneren ist durch die gelb und grün gefliesten Flure eine abwechslungsreiche, heitere Atmosphäre entstanden, die im Zusammenhang mit den reformpädagogischen Ansprüchen an die Schulbauten der Zeit gesehen werden kann. Mithilfe einer 'kindorientierten' Pädagogik, die sich in Lünen unter anderem mit großen, hellen Arbeitsräumen sowie Fachräumen mit der Möglichkeit der Schülermitarbeit niederschlug, sollte die Erziehung zum 'modernen Menschen' gefördert werden."
Typisch für die Entstehungszeit der Schule ist, dass Schulze Hygiene- und Gesundheitsaspekte berücksichtigte, wie die Trinkbrunnen auf jeder Etage. In dieselbe Richtung zielten auch eine Freiluftklasse auf dem Dach und die große Sporthalle mit Verbindung zum Außenbereich. "Nicht nur die Schüler profitierten von dieser ganzheitlich modernen Schule, auch die Stadt Lünen konnte sich als Bildungsstandort gegenüber dem Umland positionieren", so Dietrich.
Weil die Schule viele typische Merkmale des Neuen Bauens zeigt und gut erhalten ist, präsentiert der LWL das Gymnasium als eines von 35 Gebäuden aus Westfalen zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus auf der Homepage unter www.neues-bauen-im-westen.de.
Das auf Z-förmigem, geschwungenem Grundriss angelegte Schulgebäude zeigt mit Flachdach, horizontalen Fensterbändern und gerundeten Ecken deutliche Formen des Neuen Bauens. In der dunkelroten Klinkerfassade fällt besonders der leicht geschwungene Nordflügel mit einem halbhohen, gerundeten Pavillon auf. Der Treppenturm, der nicht nur das Hauptportal und das Treppenhaus, sondern auch das Direktorenzimmer und Klassenräume der Oberstufe aufnimmt, dominiert das Gebäude. Gekrönt wird der Turm durch einen rechtwinkligen Dachaufsatz aus Klinkersteinen. Die Uhr hat an zwei Seiten des Turmes Ziffernblätter aus blauen und weißen Fliesen mit balkenartigen Zeigern in Schwarz und Gold.
Verantwortlich für diese Gestaltung ist der Architekt Karl Schulze (1876 - 1929), der gemeinsam mit seinem Bruder Dietrich das in Dortmund ansässige Architekturbüro D & K Schulze leitete. Bekannt wurde das Büro um 1900 mit traditionellen Bauten und historistischen Einflüssen, während ab Mitte der 1920er-Jahre auch expressionistische Elemente in den Vordergrund rückten.
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