Krefeld (pm/aw). Einen großen Schritt weiter gekommen ist die Stadt bei der Planung einer neuen Krefelder Veranstaltungshalle als Ersatz für das in die Jahre gekommene Seidenweberhaus: Die Verwaltung schlägt nach gründlicher Prüfung verschiedener Varianten mit externer Beratung vor, das „Kesselhaus“ im Mies-van-der-Rohe-Business-Park mitsamt Grundstück zu kaufen. Ein privater Investor soll das Kesselhaus im Auftrag der Stadt als Veranstaltungshalle umbauen – mit modernster Technik in dem denkmalgeschützten und architektonisch besonderen Gebäude. Nach Fertigstellung würde die Halle dann der Stadt für den Betrieb übergeben. Für die Umsetzung des Vorhabens ist ein Finanzvolumen von rund 111 Millionen Euro kalkuliert.
Oberbürgermeister Frank Meyer sieht das Kesselhaus als eine große Chance für Krefeld: „Wir können das Kapitel Seidenweberhaus endgültig abschließen und hätten in wenigen Jahren eine Veranstaltungshalle, die sowohl Strahlkraft in die Region entfalten als auch den Charakter eines besonderen Ortes für die Stadtgesellschaft entwickeln kann. Aus meiner Sicht ist es gut gelungen, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen in Einklang zu bringen: Von Politik bis Pop, von Comedy bis Klassik wird die Halle alles abdecken und eine überzeugende Zukunftslösung bieten.“ Das Kesselhaus unterscheide sich maßgeblich von anderen herkömmlichen Stadthallen, die mehr oder minder nach gleichartigen architektonischen Konzepten erbaut würden. „Hier aber haben wir es mit einem Gebäude zu tun, das auch mit seinen industriellen Anklängen sicherlich – ohne es überhöhen zu wollen – das Potential hat, ikonisch zu sein“, so der Krefelder Oberbürgermeister.
Das Kesselhaus mit seinem weit sichtbaren Turm als Veranstaltungshalle – alleine schon diese äußeren Merkmale werde man wohl an keinem anderen Ort in Deutschland finden. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt Krefeld. Frank Meyer: „Und hinzukommt, dass es nicht nur aufgrund der Optik und Ästhetik herausragend ist, sondern es ist natürlich auch in seiner Historie ganz besonders eng mit Krefeld verbunden – im Mies-van-der-Rohe-Business-Park, das zahlt voll ein auf die stolze Bauhaus-Geschichte, die wir in Krefeld haben, die stolze Architektur-Geschichte, die wir haben.“
Jetzt wird die entsprechende Vorlage des Gebäudemanagements im Stadtrat eingebracht, dann befassen sich Fachausschüsse und Bezirksvertretung mit dem Thema, bevor der Stadtrat in seiner Sitzung am 20. Juni noch vor den Sommerferien eine Entscheidung treffen könnte. Durch die vorgesehene Erhöhung der Gebäudedecke um weitere zweieinhalb Meter auf dann 12,80 Meter könnten in der Veranstaltungshalle auch Sinfoniekonzerte ohne elektronische, sogenannte audioakustische, Verstärkung stattfinden.
„Wir haben hier einen Entwurf, der nicht nur wirtschaftlich und von den sonstigen Rahmenbedingungen trägt, sondern auch in Bezug auf den Denkmalschutz, der an dieser Stelle besonders wichtig ist, gerade auch mit Blick auf die historische Nachbarbebauung von Mies van der Rohe und die Genehmigungsfähigkeit“, betont Baudezernent Marcus Beyer die Bedeutung des Denkmalschutzes an diesem Objekt.
Mit Ratsbeschluss vom 7. Dezember 2022 war die Verwaltung beauftragt worden, das laufende Investorenverfahren „Veranstaltungshalle“ aufzuheben und für einen Zeitraum von maximal drei Monaten alternative Finanzierungsmodelle zur Umsetzung des Vorhabens zu prüfen. „Wir haben anschließend von Januar bis März unter Begleitung von externen Beratern Sondierungsgespräche geführt und alternative Umsetzungsvarianten wirtschaftlich geprüft. Im Ergebnis ist der aktuelle Vorschlag – Ankauf von Grundstück und Gebäude durch die Stadt und Umbau durch ein beauftragtes Unternehmen – als für die Stadt wirtschaftlichste Lösung herausgearbeitet worden“, erklärt Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt. Mit diesem Modell schaffe man auch Vermögen in der Bilanz.
Das neue Kesselhaus könnte dann im August 2029 fertig gestellt sein. Dazu sollen die Verträge nach den entsprechenden politischen Beschlüssen im August 2023 geschlossen werden. Nach den erforderlichen Vorarbeiten mit Optimierungsphase und Entwurfsplanung bis Frühjahr 2025 könnte die Baugenehmigung im Herbst 2025 erteilt und mit dem Umbau begonnen werden. Deutlich länger dauern würde eine Sanierung des Seidenweberhauses nach Berechnung der Bauexperten, nämlich bis zum Jahr 2032. Ein Neubau einer Veranstaltungshalle auf dem Theaterplatz nach Abriss des Seidenweberhauses würde sich sogar bis ins Jahr 2033 ziehen.
Für das Kesselhaus sind zur Optimierung der Akustik insbesondere für Sinfoniekonzerte der Niederrheinischen Sinfoniker des Theaters verschiedene zusätzliche Maßnahmen vorgesehen. Die Anhebung der Saaldecke um 2,5 Meter erhöht alleine das Raumvolumen um fast 30 Prozent. Außerdem sind Akustikrollos, Deckenreflektoren und veränderte Wandstrukturen geplant. Diese Variante berücksichtigt damit die Bedürfnisse des Orchesters. Die erforderlichen Stellplätze für die Veranstaltungshalle sollen mit dem Bau einer eigenen Parkpalette auf dem rückwärtigen Grundstück des Stadthauses realisiert werden. Die Entfernung zwischen Parkplatz und Kesselhaus würde rund 300 Meter betragen und einen Fußweg von etwa drei Minuten benötigen. In unmittelbarer Nähe des Kesselhauses besteht an der Hülser Straße am Moritzplatz eine Anbindung an den ÖPNV über die Straßenbahnlinie 044 und mehrere Buslinien. Zwei weitere Buslinien haben Haltestellen an der Westparkstraße in Höhe Girmesgath. Ein Austausch mit den Stadtwerken Krefeld (SWK) als Betreiber des Personennahverkehrs soll im Laufe des Verfahrens außerdem erfolgen.