Ahaus (pm). Bei Bauarbeiten am Beckers Brink in Ahaus sind Gebeine freigelegt worden. Das Baufeld wird nun in Handschachtung freigelegt. Dadurch werden die dort liegenden Gebeine vollständig gesammelt und sollen zunächst bei einem Bestatter aufbewahrt werden. Die Stadt Ahaus sucht auf dem alten Friedhof nach einer geeigneten Grabstelle. Sollte sie dort nicht fündig werden, werde eine passende Stelle auf dem neuen Friedhof gefunden, so Werner Leuker, Verwaltungsvorstand der Stadt Ahaus. Die Gebeine sollen dann unter Beteiligung der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden beigesetzt werden.
Die Herkunft der Gebeine konnte Frau Dr. Karras vom Fachbereich Kultur der Stadt Ahaus als promovierte Archäologin nach Recherche wie folgt erklären: „Der Kirchhof diente, wie überall im Mittelalter, als Begräbnisplatz, so auch in Ahaus. Da der Kirchhof mitten in der Stadt nicht erweitert werden konnte, wurden nach einer gewissen Liegezeit die Gebeine der Verstorbenen in einem Bein- oder Knochenhaus (Ossuarium), welches auf dem Kirchhof stand, aufbewahrt. Nach der Überlieferung (B. Segbers Ahaus-Kirche und Stadt, S. 32, 45 ff.) hat es dort mehrere Beinhäuschen gegeben. Nach einer Salm´schen Regierungsverordnung von 1806 durfte der alte Friedhof um die Kirche nicht mehr benutzt werden. Deshalb legte man einen neuen, den jetzigen alten Friedhof vor dem Coesfelder Tor an und benutzte ihn seit dem 1. Januar 1807.
Das Beinhäuschen ist dann zunächst stehen geblieben und (Quelle: Ludwig Hopp -Feuerschutz, Brandbekämpfung, S. 40, 41) im Jahr 1819 schließlich leergeräumt worden, weil an gleicher Stelle ein Spritzenhaus erstellt werden sollte. Somit mussten die Gebeine aus dem Beinhäuschen auf dem Friedhof sekundärbestattet werden, und zwar häufig am äußersten Ende des Friedhofs in Form einer regelrechten Ossuariengrube. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Hierfür hat man dann wohl die hier besagte Stelle am Friedhofsrand gewählt. Der gute Zustand der Knochen erklärt sich mit dem sehr kalkhaltigen Boden, der den Knochen aufgrund der hohen Kalksättigung im Boden vergleichsweise wenig Kalk entzog. Damit konnten die dort beigesetzten Gebeine lange erhalten bleiben.
Die jetzt gefundenen Gebeine (Arm-, Bein- und Schädelknochen) sprechen ebenfalls für diese Erklärung, da kleinere Knochen in bereits vergleichbar kurzer Zeit vergehen und nur die großen Körperknochen noch erhalten bleiben. Die anhand des Zahnbildes der Schädelfunde aufgestellte Altersvermutung spricht eher für Menschen im Sterbealter bis 50 Jahre, was in etwa auch dem seinerzeitigen Sterbealter entsprechen dürfte. Auch die sehr unsortierte und enge Lage der Knochen spricht nicht für einen Grabfund, zumal keinerlei Textil-, Knopf- oder Sargreste bzw. mögliche Grabbeilagen gefunden wurden, sondern für eine Ossuariengrabstätte.“
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.