Lüdinghausen (aw). Auf der Kläranlage Lüdinghausen laufen nach über 40 Jahren im Rund-um-die-Uhr-Betrieb umfangreiche Sanierungsarbeiten. Die Anlage reinigt jährlich rund 2.360.000 Kubikmeter Wasser, ist seit 1979 in Betrieb und wurde 1992 erweitert. Das Besondere: Nach den Umbauarbeiten denkt die Anlage mit – die Prozessleittechnik zur Steuerung der Kläranlage wird auf ein virtuelles System umgestellt. Die Fachleute können die gesamte Anlage dann über Tablets überwachen und bedienen. So lassen sich zum Beispiel Messwerte von jedem Ort der Welt in Echtzeit prüfen und direkt Anpassungen vornehmen. Dank dieser Systeme wird die Arbeit schneller, einfacher und sicherer. Auch wirtschaftlich ergibt die Umstellung Sinn: Durch standardisierte Technik reduzieren sich die Kosten.
Die Sanierung erfolgt seit 2019 in mehreren Teilabschnitten. Im ersten Abschnitt wird aktuell die komplette „Schlammschiene“ der Kläranlage erneuert. Dazu wurden Rohrleitungen verlegt, die Faulbehälter saniert und ein neues Maschinengebäude errichtet. Das neue Maschinengebäude bietet jetzt genug Raum für ein Blockheizkraftwerk, eine Gasreinigungsanlage, mehrere Wärmetauscher und eine Pumpstation. Durch das Blockheizkraftwerk kann das im Faulbehälter entstehende Gas zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden. Die Menge reicht aus, um die Faulbehälter selbst und die Gebäude zu versorgen – ein wichtiger Beitrag zur Senkung der Betriebskosten.
Für die Arbeiten an den Faulbehältern – hier werden der Klärschlamm und das entstehende Gas gesammelt – wurde die Schlammbehandlung ab November 2019 nach und nach außer Betrieb genommen. Der permanent im Reinigungsprozess entstehende Schlamm wird seitdem zur Kläranlage Dülmen gefahren. Den Faulbehältern ging es nicht nur von außen „an den Kragen“: Der Lippeverband entfernte die komplette Fassade und entkernte den Innenraum, um den Beton sanieren zu können. Im Anschluss steht jetzt der Einbau der neuen Maschinentechnik an. Die Dämmung und Verkleidung ist in dieser Woche montiert worden. Insgesamt soll dieser Bereich Ende 2021 wieder in den Betrieb gehen können.
Bereits erfolgreich abgeschlossen: die Sanierung der Vorklärung. Hier wird das Abwasser von weiteren Partikeln – dem Schlamm – befreit. Große Räumer in den Becken schieben wie Teigspachtel den Schlamm permanent zur Weiterverarbeitung Richtung Auslass. Auch hier mussten unter anderem der Beton des Beckens saniert und ein neuer Räumer installiert werden.
Sanierungsarbeiten auf Kläranlagen müssen im laufenden Betrieb stattfinden, denn die Anlagen sind unverzichtbar und der Reinigungsprozess kann nicht angehalten werden – Abwasser entsteht eben rund um die Uhr. „Zur Sicherstellung unseres Anlagenbetriebes investieren wir in Lüdinghausen rund 12 Millionen Euro in die nachhaltige Erneuerung unserer Kläranlagen. Als öffentlich-rechtliches Unternehmen ist es unsere Pflicht, mit Augenmaß zu entscheiden, zu welchem Zeitpunkt eine Investition sinnvoll ist“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand des Lippeverbandes. Als sondergesetzlicher Wasserwirtschaftsverband organisiert, tragen alle Mitglieder die Reinvestitionen gemeinsam über die Verbandsumlage aller Mitgliedskommunen und angeschlossener Unternehmen.