Essen/Bottrop (pm/aw). Die vermeintlichen „Gewächshäuser“ sind von der B224 im Grenzgebiet zwischen Essen und Bottrop bereits deutlich zu sehen: Dort entstehen jedoch keine neuen Tomaten- oder Tulpenhäuser – vielmehr baut die Emschergenossenschaft aktuell auf dem Gelände ihrer Kläranlage auf einer Fläche von zirka 61.000 m² die weltweit größte solarthermische Klärschlammtrocknung (STT). „Die STT ist ein Bestandteil des Gesamtpakets „Hybridkraftwerk Emscher“, unsere erste energieautarke Großkläranlage! Die neue Anlage wird erheblich zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen und den Stand der Klärschlammentsorgung in Deutschland maßgeblich weiterentwickeln“, hebt Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft, hervor.
32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40.000 Quadratmetern entstehen aktuell bis Ende des Jahres. Der nachhaltige Umgang mit anfallendem Klärschlamm ist enorm wichtig für die klimaschonende Energiegewinnung, außerdem enthält der Schlamm auch wertvolle Ressourcen, die man mittelfristig weiternutzen kann. „Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20.000 Tonnen Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen. Dieser Schritt entfällt in Zukunft, der Klärschlamm wird in den „Gewächshäusern“ mittels Sonnen- und Abwärmeenergie getrocknet“, so Dr. Grün weiter.
Gesamtpaket „Hybridkraftwerk Emscher“
Die Kläranlage Bottrop ist eine der größten Kläranlagen Deutschlands, moderne Abwasserreinigung ist stromintensiv. Die Wasserwirtschaftsbranche stellt damit einen der größten kommunalen Energieverbraucher dar. Darum müssen sich die Abwasserverbände um innovative Verfahren bemühen, die die CO2 -Bilanz senken, klimafreundlich, nachhaltig und richtungsweisend für die Wasserwirtschaft sind. „Wasserwirtschaft ist mehr als nur Abwassereinigung: Sie kann eine entscheidende Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Das Hybridkraftwerk Emscher in Bottrop kann Vorbild für zahlreiche weitere Großkläranlagen in Deutschland sein.
Den Stromverbrauch der Kläranlage Bottrop – der etwa dem einer 30.000-Einwohner-Stadt entspricht – kann der Standort Bottrop mittlerweile komplett nachhaltig decken, denn die Kläranlage ist Deutschlands erste energieautarke Großkläranlage. Die Solarthermische Klärschlammtrocknung ist dabei nur ein Bestandteil des sogenannten Hybridkraftwerks Emscher, mit dem die Emschergenossenschaft die vor Ort benötigte Energie vollständig selbst erzeugt.