Aachen (pm/aw). Das Neue Kurhaus ist seit jeher ein Gebäude mit einer spannenden und wechselvollen Geschichte. Unzählige, zum Teil bis heute unbekannte Anekdoten und Ereignisse haben sich hinter den historischen Gemäuern an der Monheimsallee abgespielt. Und auch in den Gemäuern mussten die städtischen Gebäudeexperten gemeinsam mit dem beauftragten Generalplaner in den vergangenen Monaten – in dem Fall unliebsame – Überraschungen hinnehmen. Denn vor allem bei rund 40 Decken im denkmalgeschützten Kurhaus stellten sich komplexe Fragen zur Statik.
Nach intensiven Untersuchungen und Umplanungen, die weiterhin mit allen Beteiligten intensiv vorangetrieben werden, liegen nun erste Lösungen für das weitere Vorgehen auf dem Tisch. Somit können die Sanierungsarbeiten beim Großprojekt „Revitalisierung des Neuen Kurhauses“ bald wieder richtig Fahrt aufnehmen. Dies verkündeten der städtische Beigeordnete Prof. Dr. Manfred Sicking, der technische Geschäftsführer des städtischen Gebäudemanagements Klaus Schavan und Eurogress-Geschäftsführerin Kristina Wulf vor Ort.
Das Eurogress wird als Hauptnutzer mit den Flächen im neuen Kurhaus seine Kapazitäten und Möglichkeiten für Kongresse und Veranstaltungen deutlich steigern können. „Wir freuen uns vor allem darauf, die Tradition des Neuen Kurhauses als einen der beliebten Treffpunkte für Aachenerinnen und Aachener wie auch für Gäste unserer Stadt wiederzubeleben. Hier wurde miteinander gesprochen, gegessen und getrunken. Hier wurden besondere private Momente ebenso wie große gesellschaftliche Ereignisse zelebriert. So soll es auch nach dem Abschluss der Arbeiten wieder werden“, sagte eine zuversichtliche Kristina Wulf mit Blick auf das neue Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Neuen Kurhauses.
Auch Manfred Sicking zeigte sich erfreut, dass nun gute Lösungen auf dem Tisch liegen. „Das Neue Kurhaus ist ein ganz besonderes Gebäude der Stadt Aachen. Die Entscheidung, wie es künftig genutzt werden soll, haben sich Verwaltung und Politik nicht leicht gemacht. Wichtig ist es nun, das Ziel im Blick zu behalten. Wir wollen eine neue attraktive Adresse für unsere Stadt und für alle Menschen schaffen.“
Stets den Fokus auf das Ziel hatte vom Start weg das städtische Gebäudemanagement. Daher war es dessen technischem Geschäftsführer Klaus Schavan und seinem Kurhaus-Team rund um Projektleiter Gerd Gerards enorm wichtig, eine im wahren Wortsinn tragfähige Lösung für die Anfang 2021 aufgekommenen Statikfragen zu finden. „Das ist uns gelungen“, sagte Schavan zufrieden. Der Prozess dahin war und ist durchaus für alle beteiligten Akteure herausfordernd, gab Schavan zu.
Man habe mit dem beauftragten Generalplaner Höhler + Partner um jede Detailfrage gerungen und sei weiterhin im ständigen und konstruktiven Austausch, um das Großprojekt weiter voranzubringen. Es wurden zusätzliche externe Fachleute hinzugezogen, Untersuchungen und Umplanungen vorgenommen. Das Ergebnis: Mit niedrigschwelligen Eingriffen in das Gebäude kann die Deckenstatik in allen Bereichen dauerhaft hergestellt werden. 40 Räume samt ihrer Decken wurden dafür genauestens unter die Lupe genommen. „Erst nach der grundlegenden Entkernung, als das Oberflächenmaterial von den Decken abgetragen war, konnten wir in einzelnen Rohdecken die Risse feststellen“, erklärte Projektleiter Gerd Gerards. Das Neue Kurhaus wurde vor über 100 Jahren errichtet. Beim Bau sind damals, so schlussfolgern die Fachleute heute, offensichtlich „kreative Lösungen“ angewandt worden. Konkret: Es wurde weniger Stahl eingebaut, als selbst nach damaligen Statikberechnungen hätte verwendet werden müssen.
Für die vorhandenen baulichen und statischen Defizite wurde jede einzelne Decke individuell untersucht, um einen Komplettabriss und Neuaufbau dieser Decken als historischer Bausubstanz zu verhindern. Durch Umplanung von Räumen zur Reduzierung der Auflasten, durch Reduzierung von Techniklasten unterhalb der Decken, sowie bei Bedarf durch nachträgliche Stützkonstruktionen, die denkmalgerecht eingebaut werden müssen, wurden Lösungen entwickelt. Auf diesem Wege konnten circa 750 Quadratmeter historisch wertvolle Deckenflächen und circa 350 Quadratmeter untergeordneter Deckenflächen vor dem Abriss gerettet und erhebliche Kosten und weitere Zeitverzögerungen verhindert werden.
Verwaltung und Planer setzen alles daran, dass die Revitalisierung des Gebäudes bis Ende 2024 abgeschlossen werden kann. Höchste Priorität hatte und hat bei allen Planungen, sowohl die Qualität der Revitalisierung des Neuen Kurhauses als auch den Kostenrahmen zu sichern. Das Gebäudemanagement der Stadt geht aktuell davon aus, dass die Kostenberechnung von rund 50 Millionen Euro zu halten ist.