Sanierungsarbeiten am Ahe-Hammer weitestgehend abgeschlossen

Herscheid (pm/aw). Die Sanierungsarbeiten am Ahe-Hammer an der Schwarzen Ahe in Herscheid sind weitestgehend abgeschlossen. Als letzte Maßnahme werden derzeit die Hammerwelle und das Wasserrad ertüchtigt. Auch die Flutschäden aus dem Sommer des letzten Jahres sind beseitigt. Vor Ort machten sich Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Martina Grote, Geschäftsführerin der NRW-Stiftung und Dr. Michael Eckhardt, Vorsitzender des Förderverein Osemunddenkmal Ahe-Hammer Herscheid/Werdohl e.V., ein genaues Bild vom neuen alten Denkmal.

„Ein großer Schritt zur Erhaltung und Öffnung des wertvollen Technikdenkmals in Herscheid ist getan“, versichert Ursula Mehrfeld. „Die Sanierung des Ahe-Hammers hat uns, ebenso wie dem Verein und der Bevölkerung, in den letzten Jahren viel Geduld abverlangt. Im Laufe des Projekts standen wir immer wieder vor neuen, zuvor nicht absehbaren Herausforderungen, die nicht mit ‚Lösungen von der Stange‘ zu bewältigen waren. Zwischenzeitlich wurde sogar die Standsicherheit des Gebäudes infrage gestellt. Ohne die vertrauensvolle und großzügige finanzielle Unterstützung der NRW-Stiftung und die tatkräftige Mitarbeit des Fördervereins hätten wir diese Instandsetzungsleistungen nicht stemmen können. Wir sehen heute, dass sich das gemeinsame Engagement für das Denkmal gelohnt hat, und ich bin mir sicher, dass das Denkmalerlebnis für die Besucherinnen und Besucher eine große Bereicherung darstellen wird.“

Auch Martina Grote zeigt sich beeindruckt. „Die Fachkompetenz der Industriedenkmalstiftung und das ehrenamtliche Engagement des hiesigen Bürgervereins haben uns überzeugt, das Vorhaben zu unterstützen.“ Das Resultat kann sich sehen lassen. „Der Ahe-Hammer besitzt eine einzigartige Anziehungskraft, die sicherlich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger allen Alters in ihren Bann ziehen wird.“

Davon ist auch Dr. Michael Eckhardt überzeugt. Zusammen mit seinem Kollegen im Vereinsvorstand, Manfred Buchta, freut er sich sehr, dass die Öffnung im Frühjahr nun endlich bevorsteht: „Gemeinsam mit der Industriedenkmalstiftung können wir das frühindustrielle Denkmal im Tal der Schwarzen Ahe dann endlich mit all seinen Qualitäten präsentieren. Ein Highlight für Groß und Klein wird neben dem faszinierenden Ort auf jeden Fall der Ahe-Hammer in Funktion sein.“

Die umfänglichen Arbeiten erfolgten seit 2016 in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde der Gemeinde Herscheid. Eine besondere Herausforderung stellte die Sanierung der beiden Essen im Inneren der Schmiede dar. Immer neue Schäden wurden dabei entdeckt. Hinter Putz befanden sich morsche Eichenbalken, die wiederum auf korrodierten Stahlträgern auflagen. Die Kamine mussten komplett abgebaut werden, Stein für Stein. Jeder Stein wurde nummeriert, zuvor das Erscheinungsbild fotografisch festgehalten, um einen authentischen Wiederaufbau zu ermöglichen.
Die Stahlträger, die durch den steten Wechsel von Feuchtigkeit und Hitzeentwicklung zum Teil sogar zerstört waren, wurden ausgetauscht. Auch das Gewölbe der Schmiede unterhalb der Schmiedefeuerstelle bis zum Eingang des Bodenkanals war teilweise eingestürzt.

Schließlich stand auch die Schlafstelle der Schmiede noch an, Decke und Fenster samt Rahmen wurden saniert. Der kleine Raum gibt jetzt anschaulich Aufschluss, wie der Alltag der Schmiede ausgesehen haben muss. Die Suche nach geeigneten Handwerkern erwies sich als schwierig, Maurer und Zimmerer, die denkmalgerecht arbeiten, sind rar. Umso mehr hat sich die Stiftung gefreut, der Bauhütte Siegerland (Siegen) nach einer Ausschreibung den Auftrag erteilen zu können.

Wo sich keine geeigneten Handwerker fanden, mussten die Mitarbeiter der praktischen Denkmalpflege der Industriedenkmalstiftung ans Werk und Hand anlegen. Dazu zählte die Sanierung des maroden Eichenlagers, das notwendig für den Hammerbetrieb ist. Das circa 800 Kilogramm schwere Holzstück wurde ausgebaut und in die Zentralwerkstatt der Stiftung in Dortmund gebracht. Hier musste es wegen seines schlechten Zustands rekonstruiert werden. Dabei war nicht nur technisches Verständnis und Muskelkraft gefragt, sondern auch Kreativität.

Den Abschluss der Maßnahmen bilden die Sanierung inklusive Korrosionsschutz der Hammerwelle und des Wasserrades. Mit der geplanten Fertigstellung Ende März funktioniert dann auch der historische Maschinenpark des Schmiedewerks wieder. Bei öffentlichen Führungen, die ab Mai geplant sind (dazu werden wir separat berichten), können dann künftig auch wieder Schmiedevorführungen gezeigt werden.

Als Helfer in der Not war die NRW-Stiftung zuletzt nach der Flutkatastrophe im Juli des vergangenen Jahres finanziell erneut der Industriedenkmalstiftung zur Seite gesprungen. Die Wasserflut hatte auch das Osemunddenkmal erfasst: Die Schwarze Ahe war weit über die Ufer getreten und hatte das Gebäude geflutet. Was nach der Flut zurück blieb, waren vor allem jede Menge Schlamm, Schwemmmaterial, Dreck und Feuchtigkeit. Gerade abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen mussten wiederholt werden, denn Lehmputz hatte sich vom Mauerwerk gelöst und Mauerwerksfugen waren ausgespült worden.
Außerdem galt es, das Wasser aus dem Schmiedegebäude ablaufen zu lassen. Dazu wurden die Wasseruntergräben freigelegt und durchspült, so dass das Wasser entweichen konnte. Danach musste der Innenraum frei geräumt werden. Tatkräftige Unterstützung gab es durch Mitglieder des Fördervereins Osemunddenkmal Ahe-Hammer Herscheid / Werdohl e.V., die den Schlick aus dem Gebäudeinneren transportierten. Mit dem Einsatz eines Baggers konnte das Material in Container verbracht werden, um es zu entsorgen.

Die NRW-Stiftung förderte die Sanierungsmaßnahmen am Ahe-Hammer mit 200.000 Euro sowie einem Komplementärbetrag von 65.000 €. Dies bedeutet, dass jeder Euro, der zusätzlich eingeworben werden kann, von der NRW-Stiftung bis maximal 65.000 € verdoppelt wird.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie der Förderverein Osemunddenkmal Ahe-Hammer Herscheid/Werdohl e.V. beteiligten sich je mit einem Betrag von 10.000 Euro an der Instandsetzung der Wasserräder nebst Wasserradwelle, Hammerwelle mit Nockenkranz und Lagern zur Wiederherstellung des Schmiedebetriebes.

Schließlich stellte die NRW-Stiftung für die Arbeiten nach der Flutkatastrophe zusätzlich noch einen Betrag in Höhe von bis zu 15.400 Euro bereit, von denen rund 11.000 Euro verausgabt wurden.

Das Hammerwerk Ahe-Hammer ist das einzige frühindustrielle Denkmal der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Es stammt aus der Zeit zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert. 1883/84 wurde das Hammerwerk umgebaut. Mit Hilfe von Wasserkraft wurde hier bis 1859 Osemund hergestellt, ein besonders weiches und deshalb gut formbares Eisen, das für die Drahtproduktion von Bedeutung war. Bis 1941 wurde der Ahe-Hammer noch als Schmiede genutzt.