Annaberg-Buchholz (aw). Der Frohnauer Hammer ist einer der bedeutendsten Bestandteile des UNESCO-Welterbes "Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří" und gehört zu den bekanntesten Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges. Seit 1910 ist er das älteste Schmiedemuseum Deutschlands, hervorgegangen aus einer im Mittelalter errichteten Getreidemühle. 1621 erfolgte der Umbau zu einem Hammerwerk. Bis 1904 wurden hier Werkzeuge für Bergbau und Landwirtschaft hergestellt.
Besucher können das voll funktionstüchtige Hammerwerk mit Wasserkraftantrieb aus dem 17. Jh. in Aktion erleben sowie die Wohnräume der früheren Hammermeister im Herrenhaus besichtigen. Zurzeit macht nicht nur die aktuelle Situation es still im Frohnauer Hammer, sondern auch ein witterungs- und altersbedingtes kaputtes Zahnrad, welches sonst von einem der drei oberschlächtigen Wasserräder angetrieben wird. Doch, wie heißt es so schön "Glück im Unglück", denn die Fa. Sülzle aus Ehrenfriedersdorf scheint die Not geahnt zu haben und so spielte ein glücklicher Umstand dem Frohnauer Hammer heute in die Karten.
Durch das ausgebrochene Zahnrad steht eins der drei oberschlächtichen Wasserräder still. Die Reperatur ist nicht sinnvoll, sodass ein komplett neues Zahnrad gebaut werden muss. Anlässlich des 140-jährigen Firmenjubiläums hatte sich die Unternehmensgruppe Sülzle etwas ganz Besonderes einfallen lassen und den 140. Firmengeburtstag genutzt, um seinen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. So wurde eine Spendensumme von insgesamt 140.000 € zur Verfügung gestellt, welche über mehrere Monate in fünf Groß- und fünfzig Kleinprojekte verteilt wird. Ziel des Engagements ist die Unterstützung von Menschen, die sich für Gesundheit, Jugend, Integration, Sport, Kultur, Umwelt oder Soziales in den Regionen rund um alle Sülzle Standorte in Deutschland und Frankreich oder auch weltweit einsetzen.
Der glückliche Umstand wollte es so, dass Alexander Schröter, Betriebsleiter des Ehrenfriedersdorfer Standortes und Obermeister der Schmiede-, Schlosser- und Maschinenbauerinnung Annaberg, ganz selbstverständlich den Frohnauer Hammer als Wahrzeichen der Schmiedetradition vorschlug. Dieser Vorschlag wurde auch von den Mitarbeitern als wichtig erachtet und so kam es, dass am heutigen Donnerstag sich einige Vorstandsmitglieder des Hammerbundes sowie Kurator Jörg Bräuer am Frohnauer Hammer zur Scheckübergabe in Höhe von 1.400 Euro einfinden und freuen durften.
Im Gespräch verriet Alexander Schröter, warum sein Vorschlag gerade der Frohnauer Hammer war. "Seit über 60 Jahren ist unser Handwerksunternehmen in Ehrenfriedersdorf ansässig. Seitdem bearbeiten wir Metall in den verschiedenen Formen und durch moderne Technik, jedoch ist die traditionelle Herstellung im Handwerk sehr wichtig. Manche Bauteile lassen sich nur durch Handarbeit herstellen. Der Frohnauer Hammer steht genau für diese traditionelle Fertigung und zeigt die Fertigungsverfahren, aus denen die modernen Maschinen einst entstanden sind."
Kurator Jörg Bräuer und die Mitglieder des Hammerbundes sind froh mit dem Unternehmen nicht nur einen Spendengeber gefunden zu haben, sondern arbeiten nun bereits gemeinsam an der Lösung, wie das kaputte Zahnrad bald wieder in neuem Glanz erstrahlen kann. Sicher ist bereits nach der ersten Ortsbegehung, dass eine Reparatur nicht mehr infrage kommt, da bereits weitere Stellen entdeckt wurden, welche Risse aufweisen, sodass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis diese unter Belastung ebenfalls gänzlich durchbrechen. Gemeinsam werden nun weitere regionale Unternehmen mit ins Boot geholt, um schnellstmöglich ein neues, funktionstüchtiges Zahnrad fertigen zu können, sodass das antreibende Wasserrad seine Arbeit wieder verrichten kann.
Die Verantwortlichen wären sehr erfreut, wenn zum 400-jährigen Jubiläum des Frohnauer Hammers nicht nur ein kleiner Jubiläumsakt situationsbedingt am letzten Augustwochenende 2021 stattfindet, sondern bis dahin auch das Wasserrad wieder läuft. "Wir hoffen, trotz der Pandemielage mit den Firmen ins Gespräch zu kommen und eine finanzierbare Herstellung zu finden. Dankbar nutzen wir dafür unser Netzwerk sowie die Unterstützung des Unternehmens und sind sehr glücklich über die heutige Spende", so Jörg Bräuer.