Rubenow (aw). Die vier hohen Schlote des ehemaligen Kernkraftwerks Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) gelten als weithin sichtbare Landmarke. Einer der rund 100 Meter hohen Abluftkamine wird nun ab dem 22. September zurückgebaut. Es handelt sich hierbei um den Kamin am Werk Nord I (Block 1 und 2). Am 9. August 2016 hat das Innenministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Freigabe zum Abriss des Abluftkamins erteilt. Im Vorfeld wurde selbiger von innen gereinigt und eine Freimessung durchgeführt. Die Ergebnisse sind dem Sachverständigen und der Behörde zur Prüfung und zur Erteilung der Freigabe vorgelegt worden.
Verantwortlich für den Abbruch ist die Firma Mittelsdorf Erdbau-Abbruch-Recycling e.K. aus Thüringen. Der Abriss erfolgt durch Abtragen des Stahlbetons mittels einer hydraulischen Abbruchschere, die am Kranausleger eines Teleskopmobilkranes befestigt ist. Es ist geplant, den witterungsabhängigen Abbruch nach etwa 14 Tagen zu beenden. Das Abbruchmaterial wird auf dem EWN-Gelände gesammelt, gebrochen und anschließend recycelt. Weitere Gebäude auf dem Areal werden in Zukunft ebenfalls abgerissen.
Zu DDR-Zeiten hieß das Kernkraftwerk offiziell „VE Kombinat Kernkraftwerke ‚Bruno Leuschner‘ Greifswald“. 1990 wurde es abgeschaltet, dann im Jahr 1995 endgültig stillgelegt und befindet sich seitdem im Abriss. Heutiger Eigentümer sind die Energiewerke Nord, die auch das benachbarte Zwischenlager Nord betreiben. Von den etwa 10.000 Menschen, die zu Betriebszeiten im Kraftwerk arbeiteten, sind heute noch etwa 1.000 beschäftigt. Sie sind bei den Energiewerke Nord für den Rückbau und die Entsorgung der nuklearen Anlagenbestandteile verantwortlich. Seit der Schließung des Kraftwerks wurde auch eine Vielzahl der für die Arbeiter des Kraftwerks errichteten Plattenbausiedlungen im Osten Greifswalds zurückgebaut.