Thüringen steht vor der zweiten Sanierungswelle. In spätestens fünf bis zehn Jahren müssen rund 80.000 Wohnungen im Block- und Plattenbau erneuert werden. Damit die Mieten weiter bezahlbar bleiben und die Wohnungswirtschaft weiter finanziell handlungsfähig bleibt, traf sich jetzt der Verband der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw.) zu einer ersten Arbeitsgruppensitzung. Es soll ein Katalog mit Handlungsanweisungen entstehen, der allen großen und kleinen Wohnungsunternehmen des vtw. Hinweise gibt, wie sie mit dem Kostenansturm umgehen können.
Neben Wohnungsunternehmen werden Architekten, Institute und Hochschulen integriert. Ein besonderer Fokus liegt auf Modernisierungen im Block- und Plattenbau, die 80 Prozent der 270.000 Wohnungen der vtw. Mitglieder ausmachen. Besonders hoch liegt der künftige Sanierungsbedarf im Brandschutz. Rund ein Drittel der Wohnungen steht hier vor einer Erneuerung. Dazu kommen nötige Umbauten durch den demographischen Wandel und gestiegene gesetzliche Vorgaben. Die Kosten für anstehende Umbauten und Sanierungen werden voraussichtlich mehrere Milliarden betragen. Auch Rückbau wird wieder ein Thema werden. Laut einer Umfrage des vtw. gehen Wohnungsunternehmen von 17 Prozent Leerstand im Plattenbau in zehn Jahren aus.
„Die Mehrbelastung durch Sanierungen für die Mieter muss so gering wie möglich bleiben“, betont vtw. Verbandsdirektorin Constanze Victor. Aktuell liegt die Durchschnittskaltmiete in Wohnungen des vtw. bei 4,65 Euro. Damit kann in zehn Jahren keine Sanierung finanziert werden. Allein durch das Installieren eines Aufzugs (der für die älter werdende Gesellschaft immer wichtiger wird) würde sich die Modernisierungsumlage um ca.70 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche mehr erhöhen. Damit befindet sich die Wohnungswirtschaft in dem Dilemma, neue Aufzüge, Brandschutz, Energieleistungen, Dämmungen, Türen o.ä. einrichten zu müssen, deren Kosten sie nicht ohne weiteres auf die Miete umlegen kann.
„Wir werden nichts tun, was unsere Mieter aus den Wohnungen treibt. Wenn sich zeigt, dass wir aus Kostengründen nicht sanieren können wie die gesetzlichen Vorgaben es fordern, muss die Politik uns sagen, wie wir das Problem lösen sollen“, so Constanze Victor.