Golzern (aw). Weil sie bei den Hochwassern 2002 und 2013 schwer beschädigt wurde, und dabei wie eine Staumauer für die Wassermassen wirkt, sollte die ehemalige Papierfabrik Golzern ursprünglich zeitnah abgerissen werden (wir berichteten). Das Unternehmen hatte seinen Standort nach den Überschwemmungen in das Industriegebiet Mutzschen verlegt und war dorthin umgezogen. Zurück blieb eine imposante Industriekulisse. 2014 hatte das Landesamt für Denkmalschutz grünes Licht für diese Pläne gegeben und mitgeteilt, dass der Abbruch nicht genehmigungsfähig sei. Die Stadt Grimma wollte rasch handeln und die Gebäude - vor allem die unterhalb der Mulde - abreißen lassen. Auch die Landesdirektion Sachsen hatte einem Abbruch zugestimmt. Passiert ist bis heute nichts.
Währenddessen hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, die die 1862 erbaute Papierfabrik doch noch vor einem Abbruch retten möchte. Nach Angaben der Initiative seien die Aussagen, die Papierfabrik wirke im Hochwasserfall wie eine Staumauer, falsch. Denn das Industriedenkmal sei schon als Wasserbauwerk mit unterirdischen Wasserumleitungen und Flutungsräumen konzipiert worden. Die Initiative wollte die oberen flutsicheren Räume für Messe- und Tagungszwecke nutzen, die unteren Räume für Ausstellungen und Kunstevents.
Die Stadt jedenfalls hält weiter an den Abbruchplänen fest und möchte diese nun auch vorantreiben. Doch bis dahin gibt es noch einige Hindernisse und Auflagen zu überwinden. Denn obwohl das Denkmalamt einem Abbruch zugestimmt hatte, wiegt die Auflage des Naturschutzes schwer. Denn die Landesdirektion Sachsen verlangt noch eine entsprechende FFH/SPA Verträglichkeitsuntersuchung, die als Richtlinie für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Natur (FFH) und als Richtlinie für Vogel- und Artenschutzgebiete (SPA) gefertigt werden muss. Die Stadt Grimma bezahlt nach anfänglichen Beschwerden nun einen Landschaftsarchitekten, der die Verträglichkeitsuntersuchung durchführen wird. Diese kostet 9.500 Euro.