Archäologische Untersuchungen in Marsberg-Westheim

6.600 m² insgesamt untersuchte eine archäologische Fachfirma unter Fachaufsicht des LWL. Foto: LWL/Zafer Görür, Archaeonet

Marsberg/Hochsauerlandkreis (lwl/aw). Bereits vor 13 Jahren entdeckten Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Teile der mittelalterlichen Siedlung Dorpede in Marsberg-Westheim mit Kirchengrundriss und Bestattungen. Das Areal der Wüstung wurde daraufhin von der Stadt unter Denkmalschutz gestellt. Nun fanden weitere archäologische Untersuchungen statt, die Aufschluss über die Ausdehnung der in der Vergangenheit genutzten Siedlungsfläche geben: Wie in einer Schichttorte traten zwischen den Lehmschichten des Flusses Diemel zahlreiche Überreste der Besiedlungsphasen vom 4. bis zum 16. Jahrhundert zum Vorschein. 1.200 Jahre Stadtgeschichte liegen damit im Boden von Marsberg-Westheim verborgen.

Eine Fläche von über 6.600 Quadratmetern insgesamt untersuchte eine archäologische Fachfirma unter Fachaufsicht der LWL-Archäologie und griff dabei teilweise bis zu einen Meter tief in den Boden ein. Anlass war die Entwicklung des Gewerbe- und Industriegebietes Westheim II nordöstlich von Marsberg im Hochsauerlandkreis.

Über Jahrhunderte hinweg hatte die Diemel bei Überschwemmungen immer wieder lehmige Sedimentschichten abgelagert. Dadurch wurden ältere Siedlungsreste nach und nach abgedeckt und so vor Zerstörung geschützt. In der untersten Besiedlungsphase fanden die Archäologen unter anderem Pfostengruben von Hausgrundrissen. "Ein Fund von besonderer Bedeutung, denn diese Phase ist in der archäologischen Überlieferung des westfälischen Berglandes bisher quasi unbekannt", erklärt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der LWL-Archäologie für Westfalen in Olpe.

Etwas weiter oben traten dann Spuren einer hochmittelalterlichen Siedlung aus dem 10. bis 12. Jahrhundert zutage. "Vermutlich handelt es sich hierbei um weitere Reste der im 11. Jahrhundert erstmals erwähnten Wüstung Dorpede als 'villa Durpethe’ ", so Baales weiter. Direkt unter der Oberfläche des Ackerbodens lagen schließlich steinerne Gebäudefundamente der frühen Neuzeit, also aus der Zeit nach 1500.

All diese Funde befinden sich im nördlichen Bereich des Plangebietes. Der südliche und südöstliche Teil wurde dagegen durch die Aktivitäten der Diemel stark verändert. Hier konnten sich archäologische Relikte nicht mehr erhalten, sondern waren bereits durch den Fluss zerstört worden. Mit einem derart vielfältigen Befundbild hatten die Archäologen des LWL gerechnet, bevor es an die Untersuchung der Schichtfolgen im Boden ging. "Die Sondagegrabungen haben unsere Erwartungen erfüllt", so Baales. "Vor einer Nutzung des Geländes als Gewerbegebiet muss nun auf jeden Fall eine weitere archäologische Ausgrabung stattfinden. Der Umfang ist mit den Vorhabenträgern näher zu diskutieren."