Elstal (aw). Im Olympischen Dorf, dem Vorzeigeprojekt der Nationalsozialisten von 1936 bei Elstal regiert der Verfall. Dort wo sich 1936 Jesse Owens gemeinsam mit 3400 weiteren Sportlern auf die Wettkämpfe in Berlin vorbereitete, geschieht seit Jahren nicht viel. Immer wieder wurden Pläne für Großprojekte rund um das Gelände laut, doch nichts davon konnte realisiert werden. Jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen. Die Nürnberger Terraplan-Denkmalsanierung GmbH, die auch in Berlin bereits viele historische Gebäude saniert hat und 2014 erste Pläne für das Projekt "Terraplan" vorstellte, könnte jetzt loslegen. Aktuell ist die Rede von 700 bis 1.000 Wohnungen. Vor zwei Jahren waren es noch 500. Einzige Auflage der Gemeinde: Das Olympische Dorf samt Gartendenkmal muss weiter als solches erkennbar und besuchbar sein.
Bevor jegliche Planungen auch in die Tat umgesetzt werden, wird man das Gelände erst erschließen. Denn es gibt weder Zufahrtsstraßen, Wasser- oder Stromleitungen. Über allem stehen die strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Für die Gemeinde jedenfalls wird es ein Vorpreschen mit Fingerspitzengefühl. Denn zum einen will diese billigen Wohnraum schaffen, den Investor deswegen aber auf gar keinen Fall verprellen. "Terraplan" hatte bereits 2014 angekündigt, das Speisehaus der Nationen einbeziehen zu wollen (wir berichteten), der Rest der Baumaßnahme soll dann auf dem Gelände der einstigen Mannschaftsunterkünfte realisiert werden. Die Elstaler sollen in die Pläne des Investors eingebunden werden.
Nach den Olympischen Spielen nutzten die Nazis das Gelände und die Bauten als Infanterieschule und Lazarett. Zum Ende des Krieges zog die sowjetische Besatzungsarmee auf dem Gelände ein und nutzte es bis zum Abzug 1992. Das Olympische Dorf steht unter Denkmalschutz und ist von April bis Oktober täglich ab 10 Uhr, auch mit fachkundiger Führung, zu besichtigen.