Augsburg (dsd). Der nördliche Ringlokschuppen des ehemaligen Bahnbetriebswerks in Augsburg erhält weiter Hilfe. Nachdem sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) bereits im vergangenen Jahr mit 80.000 Euro an der Sanierung der Dachtragkonstruktion beteiligt hat, stellt sie für die Fortführung in diesem Jahr weitere 81.500 Euro dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie ist, sowie einer zweckgebundenen Spende zur Verfügung. Am Montag, den 23. November 2015 um 11.00 Uhr überbringt Dr. Bernt von Hagen, Ortskurator Augsburg der DSD, gemeinsam mit Ulrike Weckbach von Lotto Bayern den symbolischen Fördervertrag an Markus Hehl von der Bahnpark Augsburg gGmbH.
Augsburg gilt als einer der traditionsreichsten und bedeutendsten Industriestandorte Bayerns. Das Aufblühen der Industrieunternehmen im 19. Jahrhundert wurde maßgeblich begünstigt durch die frühe Anbindung der Fuggerstadt an das überregionale Eisenbahnnetz. Bereits 1840 wurde die München-Augsburger-Eisenbahn eröffnet. Vier Jahre später erfolgte der Anschluss an die spätere Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau über Augsburg und Nürnberg nach Hof. Augsburg entwickelte sich nach und nach zu einem der größten Eisenbahnstandorte Bayerns mit Tausenden von Beschäftigten.
Heute besteht das auf ausgedehntem Gelände stehende Betriebswerk aus dem von 1904 bis 1906 erbauten nördlichen Ringlokschuppen und weiteren zwischen 1906 und 1908 errichteten Gebäuden, dem Magazin, den beiden Radsatz-Reparaturhallen, der Schmiede, dem Kesselhaus und dem Übernachtungsgebäude. Die Wagenrichthalle wurde 1923/1924 erweitert. Hinzu kamen 1922 die Lokomotivdrehscheibe und 1935 die Triebwagenhalle.
Der nördliche Ringlokschuppen der ehemaligen Königlichen Bayerischen Staatseisenbahnen - eines eine der wenigen, im bauzeitlichen Zustand erhaltenen Gebäude seiner Art und das Herzstück des Bahnbetriebswerks - ist ein zeittypisches Rundhaus mit ursprünglich 31 Lokomotivständen. Die Ostfassade ist eine gemauerte Lochfassade, die Westfassade wird durch Stahl-/Glastore zwischen tragenden Betonstützen aufgelöst. Innen wurde hölzernes Strebewerk verarbeitet. Die charakteristische Form des Gebäudes als Halbkreis mit vorgelagerter Drehscheibe und Sterngleisen geht zurück auf die Anforderungen des Dampflokomotivbetriebs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts. Die Drehscheibe wurde genutzt, um die Loks in die jeweilige Fahrtrichtung zu drehen und um sie auf die jeweiligen Fahrzeugstände zur Abstellung zu verteilen.
Der Bahnpark verfügt über Lokomotiven aus ganz Europa, die wahre Schätze der Eisenbahntechnikgeschichte sind. Als "Rundhaus Europa" soll der nördliche Ringlokschuppen künftig als "Werkstatt der Entdeckungen" dienen. Der Ringlokschuppen ist wichtiger Zeuge regionaler Industriekultur und Mittelpunkt des Kultur- und Museumsprojekts Bahnpark Augsburg.