Bogensee/Wandlitz (aw). Seit 2000 steht die ehemalige Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels am Bogensee, wo später hier die DDR-Staatspartei SED ihren Kadernachwuchs ausbildete, leer. 15 Jahre lang versuchte die Stadt Berlin das Gebäude auf dem 16.8 Hektar großen Areal an einen Investor zu verkaufen - vergebens. Auch ein Mieter oder Pächter konnte nicht gefunden werden, zu schwer ist das Ensemble geschichtlich wie auch unterhaltungstechnisch belastet. Jetzt teilte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit, dass ein Verkauf seitens der Stadt nicht mehr in Frage kommt. Zu groß ist die Angst, Neonazis oder andere rechtsextreme Gruppierungen könnten über Strohmänner das Gelände erwerben und später eine Wallfahrtsstätte aus dem Objekt machen. Denn die künftige Nutzung kann bei einem Eingentümerwechsel nur für maximal zehn Jahre festgeschrieben werden.
1939 ließ NS-Propagandaminister Joseph Goebbels die Villa mit 30 Privaträumen, 40 Dienstzimmern und einem Filmsaal für 2,3 Millionen Reichsmark bauen, die Finanzierung übernahm das Filmunternehmen UFA. Später erweiterte der Architekt Hermann Henselmann die Villa um glanzvolle Studiengebäude. 1946 schenkten die Sowjets der Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) das Gelände, die in den Räumen der Goebbels-Villa die ersten Seminare abhielt. Zu DDR-Zeiten kamen rund 500 Studenten pro Jahr an den Bogensee. Nach der Wende zogen ein Kindergarten und ein Friseur in die Studiengebäude. Aus dem holzgetäfelten Wohnzimmer formte man eine Kneipe. Ein Teil der Goebbels-Privaträume vermietete man an zahlungskräftige Gäste für einen Wochenendausflug.
Der "Internationale Bund für Sozialarbeit" sanierte die Gebäude und eröffnete mehrere Restaurants sowie ein Tagungshotel. Hier bildete man auch sozial benachteiligte Jugendliche in Handwerksberufen aus. 1981 nutzte man das Areal als internationales Pressezentrum für den Besuch von Altkanzler Helmut Schmidt bei DDR-Chef Erich Honecker. Hierfür installierte man eigens die größte Simultandolmetscheranlage der DDR. 1999 fiel auch hier der Hammer, zu hoch wurden die laufenden Instandhaltungskosten für den gemeinnützigen Bund. Heute kümmert sich ein Hausmeister um die Pflege des Grundstücks. In diesem Jahr sollen nicht mehr benötigte Nebengebäude abgerissen werden, um hohe Unterhaltskosten einzusparen.