Bottroper Zeche Prosper Haniel soll zum Kraftwerk werden

RBH 016 an der Ausfahrt des Werksgeländes der Kokerei Prosper in Bottrop. Foto: Rob Dammers/CC BY 2.0

Bottrop (wh/aw). Vom Bergwerk zum Kraftwerk: Die Zeche Prosper Haniel in Bottrop könnte zukünftig als unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk genutzt werden. Eine jetzt vorgestellte Machbarkeitsstudie empfiehlt das Bergwerk als geeigneten Standort. Um die Pläne voranzutreiben, fördern Land und Bund weitere Untersuchungen, in denen entsprechende Rahmenbedingungen und Risikoabschätzungen ausgearbeitet werden. In Pumpspeicherkraftwerken wird bei hohem Strombedarf Wasser aus einem hochgelegenen Speicherbecken abgelassen und über eine Turbine zur Stromerzeugung genutzt. In den unterirdischen Stollen der Zeche Prosper Haniel könnten Fallhöhen von bis zu 600 Meter realisiert werden, ohne dass dafür großräumige Eingriffe in die Natur erforderlich wären.

Die Pläne kündigte Umweltminister Johannes Remmel bei seinem Besuch der RAG-Zeche in Bottrop an. „Nordrhein-Westfalen ist ein Energieland und wir wollen, dass es das auch in Zukunft bleibt. Daher forciert die Landesregierung den schnellstmöglichen Umstieg auf die Energiestruktur der Zukunft. Großspeicher müssen dabei einen wesentlichen Bestandteil eines zukünftigen Energiesystems aus Erneuerbaren Energien bilden“, sagte Minister Remmel. „Die Vision eines Pumpspeicherwerkes unter Tage kann dabei ein wichtiger Baustein für diesen Umbau unseres Energiesystems sein. Prosper Haniel könnte so vom Bergwerk zum Kraftwerk und zur Batterie werden. Unterirdische Anlagen wie diese können außer im Ruhrgebiet nur an sehr wenigen Standorten in Deutschland realisiert werden, schon darum haben wir eine besondere Verpflichtung, das Vorhaben fortzusetzen“, erklärte der Minister. Daher werde die Landesregierung zusammen mit dem Bund knapp 850.000 Euro an Fördermitteln für die nächste Realisierungsstufe bereitstellen. Den entsprechenden Förderbescheid übergab Minister Remmel in Bottrop.

Professor André Niemann vom federführenden Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: „Die Ergebnisse stimmen zunächst optimistisch: Der Standort Prosper Haniel ist von seinen Rahmenbedingungen grundsätzlich technisch und geologisch geeignet, die Akzeptanz von unterirdischen Pumpspeicherkraftwerken ist hoch, die Kosten von UPSW sind mit 600-2400 €/kW mit oberirdischen Pumpspeicherwerken vergleichbar. Allerdings zeigt die Analyse der Wirtschaftlichkeit auch, dass sich der Bau von unterirdischen sowie oberirdischen Pumpspeicherkraftwerken derzeit nicht lohnt. Zu ungünstig sind die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Flexibilitätsoptionen nicht ausreichend wertschätzen. Beispielsweise wird für Stromspeicher ein doppeltes Netzentgelt verlangt.“

„Der Steinkohlenbergbau verfügt über Infrastruktur und das Know-how, die für einen untertägigen Pumpspeicher erforderlich sind. Das Bergwerk Prosper-Haniel bietet dabei den notwendigen Höhenunterschied, um regenerativ erzeugte Energie zu speichern, und das bei minimalem Flächenbedarf übertage“, sagte der RAG-Vorstandsvorsitzende Bernd Tönjes: „So könnte der Steinkohlenbergbau auch nach dem Ende der Förderung im Jahr 2018 einen Beitrag zur Sicherheit der Energieversorgung leisten.“

Als Oberbürgermeister der Stadt Bottrop freut sich auch Bernd Tischler über das Projekt: „Dieses Thema ist sehr gut in Bottrop als Modellstadt der Innovation City Ruhr aufgehoben. Angesichts des Endes des Steinkohlenbergbaus 2018, ist ein solches Vorhaben noch einmal besonders zu begrüßen, denn es handelt sich hier um die Entwicklung von Technik zur industriellen Infrastruktur, die einen Beitrag zum ökologischen Umbau der Energieversorgung leisten kann. Insofern begrüße ich es auch außerordentlich, wenn das Land solche Projekte fördert, die einerseits die Entwicklung der ehemaligen Bergbaustandorte zum Gegenstand haben und andererseits einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Hintergrund

Pumpspeicherkraftwerke [H5] In Pumpspeicherkraftwerken wird bei hohem Strombedarf das Wasser aus einem hochgelegenen Speicherbecken abgelassen und zur Stromerzeugung über eine Turbine in ein tiefer liegendes Speichersystem geführt. Wird dann mehr Wind- oder Solarenergie erzeugt als verbraucht werden kann, wird der überschüssige Strom dazu verwendet, das Wasser wieder zum höher gelegenen Speicherbecken zu heben. In unterirdischen Pumpspeicherkraftwerken liegt das Unterbecken untertage in großer Tiefe. So können sehr große Fallhöhen realisiert werden, die gleichzeitig keine großräumigen Eingriffe in die Natur erforderlich machen. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf aus Oberflächenwasser.

Derzeit gibt es keine andere Technologie, die mit so hohen Wirkungsgraden eine so große Menge an Energie speichern kann wie Pumpspeicherkraftwerke. Diese sind außerdem hoch flexibel und können innerhalb von kürzester Zeit Strom bereitstellen oder Stromüberschüsse aufnehmen. Das potentielle Pumpspeicherkraftwerk auf Prosper Haniel böte eine Fallhöhe von bis zu 600 m und könnte bei einem geplanten Speichervolumen von 600.000 m³ bei voller Ladung etwa vier Stunden lang eine Leistung von ca. 200 MW erbringen.