Torgau (aw/dsd). Die Freilegung der Cranach-Wandmalerei an der Schlossseitenwand in der Spiegelstube des Großen Wendelsteins von Schloss Hartenfels (Landkreis Nordsachsen) ist vollbracht und die Sanierungsarbeiten sind abgeschlossen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr dank der treuhänderischen Jutta Schoeller-Meinz-Stiftung in der DSD die notwendigen Mittel für die Maßnahme zur Verfügung. In Anbetracht der großartigen Ergebnisse der Restaurierung der Spiegelstube hat die Stifterin für 2017 eine erneute großzügige Förderung für weitere Restaurierungsmaßnahmen in den Kurfürstlichen Gemächern und in der Flaschenstube zugesagt.
Der in der Achse des Hauptzugangs von Schloss Hartenfels gelegene Johann-Friedrich-Bau mit dem Großen Wendelstein gilt als Inkunabel der deutschen Renaissance. Neben der Albrechtsburg in Meißen und dem Dresdener Schloss war Schloss Hartenfels eines der drei sächsischen Residenzschlösser und als Hauptsitz der ernestinischen sächsischen Kurfürsten vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis 1547 neben Wittenberg das politische Zentrum der Lutherischen Reformation. Hier wurde die als erster evangelischer Kirchenneubau errichtete Schlosskapelle 1544 von Martin Luther selber geweiht.
Die Treppe des 1533-36 erbauten Großen Wendelsteins trägt sich ohne mittlere Stütze selber. Überspannt wird das Treppenhaus von einem zarten Gewölbe, dessen Gewicht auf sechs schlanken Pfeilern ruht. Noch über dem Gewölbe liegt die Spiegelstube, ein lichtes Turmzimmer mit Wandmalereien aus der Cranach-Werkstatt von 1534. Das Gewicht dieser Turmstube verhindert letztendlich, dass die schlanken Pfeiler durch das aufliegende Gewölbe auseinander gedrückt werden.
Die Präsentation ausgewählter Befunde der Wandmalereien aus der Cranach-Werkstatt ermöglicht dem Besucher nun neue Einblicke in die Erbauungszeit des Schlosses. Die notwendige und empfohlene Freilegung der Renaissancemalereien lässt vertiefende Untersuchungen zur Maltechnik, zum Aufbau und zu den Werkstätten bzw. Künstlern zu.