Erfurt (aw). Einer Studie des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Thüringen nach haben 64 Burgen, Schlösser und Gutshäuser erhöhten Sanierungsbedarf und benötigen dringend Hilfe. Der Chef der Thüringer Staatskanzlei und Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) verwies besonders auf drei landesweit bedeutende Schlösser, die nach Einschätzung der Denkmalschützer akut bedroht sind. Dies ist neben dem Schloss Hummelshain und dem Schloss Reinhardsbrunn das Lustschloss Hohe Sonne. Laut Hoff droht eine Gefährdung der denkmalgeschützten Substanz, wenn nicht schnellstmöglich grundlegende Sicherungsarbeiten durchgeführt würden.
Wie Mitte des letzten Jahres bekannt wurde, möchte das Land das Schloss Reinhardsbrunn kaufen und an einen neuen Nutzer weitergeben. Die Staatskanzlei, das Finanz- und Justizministerium, das Landesverwaltungsamt, das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie der Denkmalschutz des Kreise Gotha arbeiten mit bis zu zwölf Fachleuten seit Langem an einem Enteignungsverfahren. Die damalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hatte diese Vorgänge angestoßen. Der aktuelle Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hatte damals bereits Anzeige erstattet und will das Thema mit großer Intensität weiter bearbeiten (wir berichteten). Der „Förderverein Schloss und Park Reinhardsbrunn“ kämpfte schon jahrelang um Fördergelder.
Anders ist es beim Schloss Hummelshain. Vor einigen Tagen bewilligte das Landesamt für Denkmalpflege in Thüringen im Rahmen der Projektförderung dem Förderverein Schloss Hummelshain 73.000 Euro. Mit diesem Geld können nun erste Sicherungsarbeiten durchgeführt werden. In gemeinsamen Gesprächen zwischen Landeskonservator Holger Reinhardt, der zuständigen Staatssekretärin Dr. Babette Winter, dem Architekten Dr.-Ing. Ulrich Seelig von D & P Planungsgesellschaft mbH und dem Denkmalverbund Thüringen wurden Wege gefunden, wie man trotz der Eigentumsverhältnisse (wir berichteten) den voranschreitenden Verfall aufhalten kann. Derzeit gilt das Hauptaugenmerk dem einsturzgefährdeten Dach, der Instandsetzung des Söllers im Herzog-Ernst-Flügel sowie dem Balkon an der Südseite, der gesichert werden muss.
Das Jagdschoss Hohe Sonne wartet unterdessen weiter auf einen Retter. Das Ensemble, das bis 1985 als Hotel und Ausflugsgaststätte genutzt und wegen nicht zu behebender Bauschäden geschlossen werden musste, verfällt vor sich hin. Seitdem versuchten Bürgerinitiativen, Vereine und Stadtverwaltung, den unter Denkmalschutz stehenden Bau zu retten. 2012 kaufte ein holländischer Investor die Immobilie, mit dem Ziel, daraus eine Wanderherberge zu machen. Pläne eines Schweizer Investors, der das Jagdschloss abreißen und im Anschluss einen postmodernen Bau aus Stahl und Glas errichten wollte, wurden abgelehnt. Das Landesamt für Denkmalpflege wie auch die Eisenacher Stadtverwaltung hatte immer wieder den Kontakt zum Eigentümer gesucht - erfolglos. Eine zwischenzeitliche Veräußerung führte zum Totalabbruch der Kommunikation. Aus diesem Grund prüft man den §11 des Denkmalschutzgesetzes, der Behörden ermächtigt, auch ohne dessen Zustimmung ein Bauwerk zu sichern.