Ehemalige Gebläsehalle der Henrichshütte neu eröffnet

Keramische Objekte von Gerhard Hahn vor der Gebläsemaschine. Foto: LWL/Holtappels

Hattingen (aw/lwl). Am Dienstag hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das historische Gebläsehaus seines Industriemuseums Henrichshütte Hattingen als Ort für Geschichte, Kunst und Kultur nach der Sanierung neu eröffnet. 2,9 Millionen Euro - davon 80 Prozent Landesmittel - flossen in die Maßnahme. Mit dem Geld wurde das 110 Jahre alte Baudenkmal in den vergangenen Jahren "fit" gemacht für die museale Nutzung: Eine neue Elektroinstallation und ein Aufzug wurden eingebaut, das Dach und andere Bereiche statisch verstärkt, Oberlichtband und Glasflächen behutsam saniert, Fehlstellen in Böden und Mauerwerk ergänzt. "Das Baudenkmal selbst ist unser wichtigstes Exponat, deshalb stand bei der Sanierung im Vordergrund, so viel historische Substanz wie möglich zu erhalten", erläuterte Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums.

Das Gebäude aus dem Jahr 1906 diente zu Betriebszeiten der Stromerzeugung und der Versorgung der Hochöfen mit "Wind". Bereits 2004 hatte der LWL den östlichen Teil als Veranstaltungshalle mit Gastronomie und Foyer eröffnet. "Seither ist die Gebläsehalle aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben Hattingens nicht mehr wegzudenken", betonte Löb.

Der andere Teil, den das LWL-Museum nach seiner historischen Bezeichnung künftig "Gebläsehaus" nennt, verfügt nach der Sanierung auf zwei Geschossen über 4.000 Quadratmeter Nutzfläche. Hier will sich das LWL-Industriemuseum künftig schwerpunktmäßig mit dem Thema Stahlerzeugung sowie der Sozialgeschichte der Hüttenarbeiter auseinandersetzen. "Wir haben jetzt den Raum, die Henrichshütte zu einem Forum für die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Stahl und Eisen in Deutschland weiter zu entwickeln", so Zache.

Bereits in den 1990er Jahren hatte das LWL-Industriemuseum in der leer stehenden Halle Großmaschinen und Aggregate installiert, die von der historischen Funktion der ehemaligen Energiezentrale zeugen. Zu den gewichtigen Exponaten zählt eine 500 Tonnen schwere Großgasmaschine - eine der letzten ihrer Art in Deutschland. Sie wurde 1993 aus Georgsmarienhütte bei Osnabrück geholt. Um die Weiterverarbeitung von Eisen und Stahl demonstrieren zu können, installierte das LWL-Industriemuseum außerdem ein Dampfhammer-Ensemble, das Mittelgerüst eines Walzwerkes und einen Thomas-Konverter.

Aber auch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem historischen Ort soll künftig Platz finden im Gebläsehaus. Den Auftakt macht die Ausstellung "Technophilia" (13. September 2016 bis 26. Februar 2017) des Ingenieurs, Künstlers und Designprofessors Gerhard Hahn, der seit vielen Jahren mit Werkstoffen der Groß- und Schwerindustrie experimentiert. In der Henrichshütte Hattingen sind Arbeiten unter anderem aus Keramik und Eisen zu sehen. Präsentiert werden in der Halle außerdem zwei Modelle inzwischen abgerissener Teile der Henrichshütte: Ehemalige Hüttenwerker haben das ehemalige Stahl- und das Walzwerk im Maßstab 1:100 in den vergangenen zehn Jahren für den Förderverein und damit für das Museum akribisch erarbeitet. "Das ein großartiges Geschenk zur Eröffnung", freut sich Löb.