Endgültiges Aus für Zeitzer Kinderwagenfabrik

Zeitzer Kinderwagen - Betriebsteil II. Foto: rottenplaces Archivfoto

Zeitz (aw). Schon des Öfteren sorgte die Industrieruine, das einstige Werk der Zeitzer Kinderwagenproduktion (besser bekannt als Zekiwa, Anm. d. Red.) an der Schädestraße für Gesprächsstoff. Nach Angaben der Mitteldeutschen Zeitung hat die Stadt die Ruine nun bei einer eigens eingeleiteten Zwangsversteigerung für 7.000 Euro ersteigert. Jetzt soll zügig der Abbruchbagger anrollen, um Platz zu machen für eine Gewerbeansiedlung. Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) teilte mit, dass die Kosten für den Abbruch bereits durch Mittel aus dem Hochwasserfonds gedeckt sind und die Arbeiten nun ausgeschrieben werden sollen. Geht es nach den Visionen des Stadtoberhaupts, dann soll der "Schandfleck" - wie Thieme sagt - noch dieses Jahr verschwinden. So soll eine Fläche von etwa 5.200 Quadratmetern frei werden. Die Meinungen der Zeitzer Bevölkerung gehen beim Thema Abbruch der Zekiwa-Ruine auseinander. Während ein Großteil die Immobilie gerne aus dem Stadtbild verschwunden sehen möchte, trauern andere dem ehemaligen Vorzeigebetrieb zu DDR-Zeiten hinterher.

Zekiwa Produktionsflyer

1986 wurde der erste Kinderwagen mit Plastewanne in Serie produziert – für seine hervorragende Qualität erhielt dieser auf der Leipziger Messe die Goldmedaille. 1976 ging der erste leichte Buggy in Serie. Zu Zeiten der DDR produzierte die Fabrik für den gesamten RGW-Raum, aber auch für westdeutsche Unternehmen wie Neckermann, und wurde so zur größten Kinderwagenfabrik Europas. In ihrer Hochzeit fertigte sie mit 2.200 Mitarbeitern jährlich 450.000 Kinder- und 160.000 Puppenwagen. Alle sieben Minuten verließ ein Artikel das Förderband. 1996 wurde die Zekiwa GmbH durch eine Gesamtvollstreckung liquidiert. Die Produktion wurde großteils ins Ausland verlagert, der Firmensitz ins nahe Döschwitz. Hergestellt werden außerdem Reisebetten, Laufgitter, Hochstühle, Lauflernhilfen und Kinderautositze. Vom ehemaligen VEB Zekiwa mitten im Stadtzentrum steht nur noch eine Industrieruine aus Gründerzeittagen.