Herdecke (ids/aw). Möglichst bald sollen die ersten Arbeiten zur baulichen Sicherung des historischen Pumpspeicherkraftwerks am Hengsteysee in Herdecke beginnen. Die Planungen sehen diverse Arbeiten am Maschinen- und Kommandohaus sowie am Schieberhaus vor. Als weithin sichtbares Zeichen, dass für das national bedeutsame Bauwerk eine neue Zeit beginnt, soll der RWE-Schriftzug mit seinen sechs Meter hohen Lettern bald wieder leuchten.
Knapp vier Monate nach der Übernahme des Denkmals der Energiewirtschaft in das Eigentum der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur liegen die Planungen des zuständigen Essener ‚Architekturbüro Böll‘ vor. Horst Heinrich, Geschäftsführer der Industriedenkmalstiftung weiß dies zu schätzen: „Manchmal vergehen Jahre oder sogar Jahrzehnte, bis wir mit den ersten Maßnahmen starten können. Beim Koepchenwerk hatten wir die Chance, uns bereits in der Phase der Übernahme mit dem baulichen Zustand zu befassen. Dass die Planungen nun schon vorliegen, wird dem Denkmal sehr zugute kommen.“
Die Herdecker Bürgermeisterin, Dr. Katja Strauss-Köster, zeigt sich begeistert, dass es mit dem Pumspeicherkraftwerk schon so schnell voran gehen soll. „Nach den langen Zeiten der Ungewissheit kann ich es eigentlich noch gar nicht glauben, dass dieses für uns so wichtige Monument tatsächlich bewahrt wird. Und ich bin deshalb - auch im Namen der Herdecker Bürgerinnen und Bürger - der Stiftung sehr dankbar für ihr Engagement hier vor Ort.“
Tatsächlich sind baldige Sicherungsmaßnahmen vonnöten. „Die Dächer des etwa 160 Meter langen und 20 Meter breiten Maschinenhauses sind undicht, der Putz der Fassaden bröckelt und der auf dem Schieberhaus befindliche RWE-Schriftzug kann auch leichten Winden kaum mehr standhalten“ bemerkt die Architektin der Industriedenkmalstiftung, Dr. Sabine Burggräf, die mit der Projektleitung betraut ist und zusammen mit dem Architekturbüro Böll die Planungen leistet und u.a. folgende Arbeiten vorschlägt: die Erneuerung der Dachabdichtung und der Dachentwässerung an den Gebäuden, die Reparatur der unter anderem 36 großflächigen vertikalen Fensterbänder auf der Seeseite und der Türen inklusive Korrosionsschutz am Maschinenhaus, die partielle Betonsanierung im Inneren des Gebäudes, die Entfernung des schadhaften Putzes im Sockelbereich, die Entfernung der Sicherungsnetze an der seeseitigen Fassade, die Reparatur des Fassadenputzes und die Öffnung des inneren Glaskubus an der Längsseite der Halle.
Die Ausschreibungen für die verschiedenen Gewerke können in den nächsten Monaten erfolgen. „Die Arbeiten zielen“ so Sabine Burggräf „zunächst einmal auf eine erste Grundsicherung, die für den Fortbestand der Bausubstanz immens wichtig ist, für die Bevölkerung aber noch nicht viel Veränderung bedeuten wird. Die eigentliche Sanierung inklusive der Maschinenbestände und die Erschließung des Denkmals für Besucher stehen danach immer noch aus. Die Bevölkerung wird sich deshalb noch gedulden müssen, bis sie Zutritt zum Gebäude haben wird.“
Für den Architekten Heinrich Böll, seit Jahrzehnten mit Sanierungs- und Bauprojekten an Industriedenkmalstandorten, u.a. im Welterbe Zeche Zollverein in Essen und auf der Kokerei Hansa in Dortmund betraut, sind Sanierungszeiträume von 10-20 Jahren keine Besonderheit. „Mit der Sicherung des vorgefundenen Baubestandes zu beginnen ist deshalb sehr sinnvoll; Substanzverlusten kann man durch Erneuerungen zwar entgegenwirken, die Authentizität und die Spuren der Vergangenheit aber sind dann für immer verloren.“ Also: Gut Ding will Weile haben - und das Koepchenwerk auch.