Dortmund/Herdecke (aw). Die Industriedenkmal-Stiftung Nordrhein-Westfalen will das vom Abriss gefährdete Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke in eine Art Schutzzone überführen, bis ein Nutzungskonzept erstellt wurde, damit das Denkmal dann wirtschaftlich betrieben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Jetzt hat ein Stiftungskuratorium unter NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) die Zustiftung des national bedeutsamen Monuments der Energiewirtschaft durch die RWE Power AG beschlossen.
„Die Bürgerinnen und Bürger in Herdecke und im Ruhrgebiet dürfen sich freuen! Wir haben die Zustiftung des Koepchenwerks einstimmig beschlossen!“ Diese gute Nachricht übermittelte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Michael Groschek jetzt an Dr. Katja Strauß-Köster, Bürgermeisterin der Stadt Herdecke, gleich im Anschluss an die 21. Sitzung des Kuratoriums auf der Kokerei Hansa in Dortmund.
Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der RWE Power AG, der bisherigen Eigentümerin, wird das zwischen 1927-30 am Hengsteysee erbaute Pumpspeicherkraftwerk nun in die Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur gegeben. Deren künftiges Eigentum umfasst die historische Maschinenhalle mit Kommandohaus inklusive der vier originalen Maschinensätze, jeweils bestehend aus Turbine, Motorgenerator, Kupplung und Pumpe, das oberhalb des Werks am Hang gelegene Schieberhaus mit dem markanten RWE-Schriftzug und die vier ebenso landschaftsprägenden Rohrleitungen.
Schon jetzt spielt das am beliebten Ruhrradweg gelegene, seit 1986 unter Denkmalschutz stehende, Pumpspeicherkraftwerk als Landmarke auch eine touristische Rolle und ist aufgrund seiner großen Bedeutung für die Geschichte der Energiewirtschaft ein Themenrouten-Standort der erfolgreichen Route der Industriekultur, die vom Regionalverband Ruhr betrieben wird. So ist dessen Direktorin, Karola Geiß-Netthöfel, zugleich Mitglied des Vorstands der Industriedenkmalstiftung, sehr erfreut über die Entscheidung des Kuratoriums. „Wir können das hochrangige Denkmal nun intensiver in unsere Konzepte der Regional- und Landschaftsplanung einbinden. Durch den dauerhaften Erhalt des Koepchenwerks behält das Ruhrtal eine zentrale Landmarke, die schon jetzt durch den markanten Schriftzug das beliebte Freizeitareal entlang der Ruhr aufwertet.“
Für den Erhalt des seit 1994 infolge eines Pumpenschadens stillgelegten Bauwerks gibt es ein breites bürgerschaftliches Engagement sowie eine einstimmige Entscheidung des Herdecker Stadtrats. Die Stadt Herdecke wandte sich daraufhin an die Industriedenkmalstiftung mit der Bitte, die Übernahme des für Herdecke und die Region so bedeutenden Monuments zu prüfen, da sie sich selbst hierzu nicht in der Lage sieht.
Aufgabe der Industriedenkmalstiftung ist es, gefährdete hochrangige Industriedenkmäler in ihr Eigentum zu übernehmen, sofern sich keine andere Lösung findet. Die Denkmäler werden damit aus dem Veränderungsdruck genommen und ihnen wird die erforderliche Zeit gegeben, mittel- bis langfristig ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept zu entwickeln; die Standortgemeinden werden so von eventuellen denkmalrechtlichen Übernahmeverlangen entlastet.
Im Falle des Koepchenwerks wurde zunächst ein stiftungsinternes Prüfverfahren eingeleitet. Eineinhalb Jahre dauerten die Gespräche der Stiftung und RWE Power, die beiderseits von großem positivem Geist geprägt waren. Das Ergebnis darf nun als Public-Private-Partnership in bestem Sinne bewertet werden. Das bestätigt auch Ludwig Kons, der Leiter der Sparte Wasserkraftwerke der RWE Power AG: „Bei unseren Überlegungen über die Zukunft des Standortes war es unser prioritäres Ziel, die historische Altanlage, die sich seit 1928 im Eigentum unseres Unternehmens befindet, dauerhaft in gute Hände zu legen. Gemeinsam mit der Stiftung ist es uns gelungen, Lösungen zu finden, die mit den betrieblichen Interessen unseres Unternehmens gut vereinbar sind“.
Eine gute Partnerschaft ist auch über die Zustiftung hinaus wichtig, denn die RWE Power AG betreibt seit 1989 unmittelbar neben dem Koepchenwerk ein modernes Pumpspeicherkraftwerk und will auch in Zukunft weiter in den Standort investieren. Und gleich nebenan möchte die Stiftung das Koepchenwerk künftig für Besucher zugänglich machen. Beide Seiten freuen sich auf eine gute Nachbarschaft, von der die Menschen in der Region profitieren sollen.
"Viele HerdeckerInnen und Besucher rund um den Hengsteysee waren schockiert, wenn wir in unseren zahlreichen Aktionen darauf hingewiesen haben, dass diese vertraute Landmarke, an der sie ganz selbstverständlich entlangspazieren, radeln und joggen, in seine Einzelteile zerlegt werden soll", sagt Regina Schrader, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk e.V. "Der Aufschrei quer durch die Bürgerschaft, Politik und Verwaltung fand Beachtung und es wird nun der zweite Schritt unserer Vereinsaufgaben möglich: Das Ensemble einer Neunutzung zuzuführen, die das Werk wieder für die Bürger/Innen öffnet."