Ist der Bochumer Nordbahnhof noch zu retten?

Ehemaliger Nordbahnhof Bochum. Foto: Hans-Jürgen Wiese/CC BY 3.0

Der 1874 erbaute, ehemalige Nordbahnhof in Bochum soll abgerissen werden - wenn es nach dem aktuellen Eigentümer der Privatbrauerei Moritz Fiege geht. Das Unternehmen, dem das historische Gebäude seit dem Jahr 2000 gehört, hatte über die Jahre vergebens diverse Nutzungsmöglichkeiten geprüft. Doch keine davon sei wirtschaftlich gewesen, hieß es gegenüber den Ruhr Nachrichten. 2008 hatte die Brauerei Pläne verkündet, nach denen eine Rettung des Gebäudes in Aussicht gestellt wurde. So wollte man beispielsweise das Gebäude wieder um ein weiteres Geschoss aufstocken - dieses war im Krieg durch einen Bombentreffer verloren gegangen. Als Gründe für den Abbruch nennt das Unternehmen die mangelhafte Durchleuchtung des Erdgeschosses mit Tageslicht und die Durchfeuchtung der Rückseite des Gebäudes, bedingt durch den jahrelangen Leerstand.

Die Kortum-Gesellschaft, die sich in Bochum für Heimatkunde, Stadtgeschichte und Denkmalschutz engagiert, ist über die Pläne der Brauerei empört. Der Verein hatte vor wenigen Monaten die Stadt in einem ausführlichen Statement über den Denkmalwert des Bahnhofs informiert. Auch die einseitige Kommunikation bemängelt die Kortum-Gesellschaft, denn mehrere Bitten um Gespräche mit dem Eigentümer seien unbeantwortet geblieben. Erst jetzt, nachdem der Abrissantrag gestellt worden ist, zeige sich die Brauerei zu Gesprächen bereit.

Der Bahnhof, der 1883 an die Ruhrtalbahn angeschlossen und 1979 mit dem Bau der Verbindungskurve über dem Konrad-Adenauer-Platz seine Funktion verlor, war bereits mehrfach als Gedenkstätte im Gespräch. Denn zur Zeit des Nationalsozialismus waren von hier mehrere Deportationszüge gestartet. Alleine aus diesem Grund zeigt sich die Kortum-Gesellschaft weiter zu Gesprächen mit der Brauerei bereit. (aw)

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.