Letzte Hoffnung für einen Erhalt des Chemnitztalviadukts

Eisenbahnviadukt Chemnitz, Annaberger Straße. Foto: rottenplaces Archivfoto

Chemnitz (aw). Das Chemnitztalviadukt über der Annaberger Straße in Chemnitz soll von der Deutschen Bahn im Zuge einer Streckenmodernisierung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Als diese Pläne bekannt wurden, brach ein wahrer Sturm unter der Bevölkerung, Denkmalschützern und sogar einigen Politikern aus (wir berichteten). Geprüft wurden diese Eingaben von der Landesdirektion. Wie "MDR Sachsen" mitteilt, werden sich Mitte Dezember die Deutsche Bahn und Abbruchgegner im Rahmen eines Erörterungstermines an einen Tisch setzen. Während dieses Termins möchte sich die Landesdirektion ein entgültiges Bild machen, denn diese führt im Auftrag des Eisenbahnbundesamts das Planungsverfahren und muss eine Empfehlung abgeben, welche Bauvariante zu favorisieren ist. Danach wird das Eisenbahnbundesamt entscheiden.

Es ist nur verständlich, dass die Abbruchgegner diesen Termin als große Chance und als positives Signal zu ihren Gunsten sehen. Und tatsächlich waren nach Angaben des Stadtforums Chemnitz über 500 Einwände bei der Landesdirektion eingegangen. Ein Großteil stammte von Chemnitzer Bürgern, aber auch von Politikern. Prominenteste Gegner des Abrisses sind die Chemnitzer Bürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Diesbezüglich war Eckart Fricke, neuer Konzernbeauftragter der Bahn vor Ort und hatte sich das Stahlnietenkonstrukt angesehen. Dieser sei - so das Stadtforum - vom Bauwerk angetan gewesen. Die Hoffnung zum Erhalt des Bauwerks ist riesengroß.

Die Bahn hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, dass eine Sanierung etwa acht Millionen Euro teurer wäre als ein Neubau. Auch die Unterhaltungskosten seien doppelt so teuer als die eines Neubaus. Bauwerksexperten und Statiker jedoch hatten wissenschaftlich belegt und dem Bahnkonzern vorgeworfen, die Kosten für den Neubau klein- und die Sanierungskosten künstlich hochgerechnet zu haben. Schon damals stießen diese Vorwürfe bei der Bahn auf taube Ohren. Kurz zuvor hatte der Konzern beim Freistaat Pläne für den Abbruch sämtlicher Eisenbahnüberführungen entlang des sogenannten Chemnitzer Bahnbogens vorgestellt und den Abbruchantrag eingereicht.

Nun bleibt abzuwarten, was der Erörterungstermin im Dezember bringen wird und wie die anschließende Entscheidung des Eisenbahnbundesamtes ausfällt. Ursprünglich ist geplant, das Chemnitztalviadukt über der Annaberger Straße voraussichtlich ab 2019 abzureißen und bis 2022 durch einen Neubau zu ersetzen. Dass rund 250 Meter lange, und 1906 erbaute Konstrukt, gilt als eines der bedeutendsten historisch-technischen Bauwerke Sachsens. Ein Erhalt ist daher unbedingt gewünscht - nicht nur von den Chemnitzern und deren Vertretern.