Massiver Vandalismus im ehemaligen Gefängnis

Im Inneren der "Ulmer Höh'". Foto: Olaf Rauch

Ratingen (aw). Rund 100 Jahre diente die Justizvollzugsanstalt für erwachsene männliche Gefangene, die als "Ulmer Höh'" bekannt war, gesetzesuntreuen Menschen als neue Heimat mit stählernen Vorhängen. 2012 mussten die Inhaftierten an die Oberhausener Straße umziehen, die "Ulmer Höh'" wurde geschlossen. Mit der Schließung kamen die Vandalentrupps, die alles was nicht niet und nagelfest war ausbauten, herausbrachen und mitnahmen oder zerstörten. Kurz darauf entdeckten Fotografen und abenteuerlustige Einheimische das Areal für ihre Zwecke. Nachbarn berichten von zahlreichen Partys, die hier gefeiert wurden und waghalsigen Kletteraktionen auf den Dächern. Letztere hätten zu aktiven Zeiten einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Heute kontrolliert ein Wachschutz in unregelmäßigen Abständen das Gelände, ist aber meistens erfolglos. Zweimal hat es hier bereits gebrannt, auch einen abgestürzten Mann musste die Feuerwehr retten.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes kommt mit den Sicherungsmaßnahmen nicht hinterher. Was verschlossen oder verriegelt wird, ist unmittelbar wieder aufgebrochen. 2012 und 2013 vermietete der BLB das Ensemble noch für offizielle Film- und Fotoaufnahmen, für ein Modeevent zur Fashion Week und an den Fernsehsender RTL für Dreharbeiten für eine TV-Serie. Damit an diesem Ort nicht alles im Chaos versinkt, ist es an der Zeit, dass der BLB den Verkauf des Areals startet. Denn Zerstörungswut und die dadurch ausgelösten Sachbeschädigungen werden immer schlimmer. Aktuelle Bilder im Internet zeigen die Orgel aus der Kapelle, die von der Empore heruntergeworfen wurde.

Die "Ulmer Höh'" gehörte seit 1933 zum Strafvollzugsamt Düsseldorf. Das Land Nordrhein-Westfalen wurde mit einer Behördenreform von 1970 nach dem Vorbild der heutigen Landschaftsverbände auf zwei Mittelbehörden (Justizvollzugsämter) aufgeteilt, eine im Rheinland, mit Sitz in Köln, und die andere in Westfalen-Lippe, mit Sitz in Hamm. Die "Ulmer Höh'" gehörte bis zu deren Auflösung dem Justizvollzugsamt Rheinland an. Zu den "berühmtesten" Insassen gehörte Andeas Baader (RAF-Terrorist). Die Punkrock Band "Die Toten Hosen" gaben im Dezember 1995 kurz vor Heiligabend ein Weihnachtskonzert in der JVA für die Inhaftierten.