Oranienburg (pm/aw). Schritt für Schritt zu einer neuen Nutzung: Wenn alles gut läuft, steht bis zum Jahreswechsel der Bebauungsplan für den Alten Flugplatz. Ein riesiges Gelände, auf dem sich dann Gewerbe ansiedeln könnte.
Einst wurden hier in den Heinkel-Werken Kampfflugzeuge für die Luftwaffe der Nationalsozialisten gefertigt, später wurde die Fläche von sowjetischen Luftstreitkräften als Militärflughafen genutzt. Inzwischen haben sich auf dem ehemaligen Flugplatz Unternehmen wie das REWE-Logistikzentrum, das Hermes-Verteilzentrum und ein Solarpark angesiedelt, dazwischen verläuft die B96. Auch auf dem nördlichen Teil des alten Flugplatzes soll sich künftig Gewerbe niederlassen können. Daran arbeiten Oranienburgs Stadtplanerinnen und Stadtplaner mit Hochdruck. Im Juni steht ein Abwägungsbeschluss auf der Tagesordnung des Bauausschusses – ein wichtiger Schritt im Bebauungsplanverfahren, denn wenn dabei alles klappt, ist damit der Weg frei für die Verlängerung der Flugpionierstraße. Das Verlängerungsstück ist wichtig für die Erreichbarkeit des Gewerbegebiets, der Bau soll noch in diesem Jahr beginnen.
Weil an den ursprünglichen Plänen einiges geändert werden musste, ist zudem eine nochmalige öffentliche Beteiligung erforderlich. „Damit starten wir im Juli“, informiert die zuständige Bauleitplanerin im Stadtplanungsamt Anna Florl. „Wenn da keine größeren Einwände mehr kommen, könnte Ende dieses oder Anfang des kommenden Jahres der Abwägungs- und Satzungsbeschluss gefasst werden.“ Damit hätte ein langer und bisweilen komplizierter Weg sein Ziel erreicht: den rechtskräftigen Bebauungsplan. In diesem öffentlichen Dokument sind alle städtebaulichen Festsetzungen enthalten, in welcher Art und Weise ein Grundstück bebaut werden darf. Erst wenn das vorliegt, ist Baurecht geschaffen und erst dann können Unternehmen wirklich verbindlich ihren Hut in den Ring werfen.
Dass die Weiterentwicklung des ehemaligen Flugplatzes in greifbare Nähe rückt, ist das Ergebnis langer intensiver Bemühungen vieler Beteiligter. Das Bebauungsplanverfahren, das Oranienburgs Stadtverordnete 2014 auf den Weg gebracht haben, startete vergleichsweise gewöhnlich: Aufstellungsbeschluss, Beteiligung der Bürger und Behörden, Einarbeitung der Stellungnahmen in die Planzeichnung und schließlich der Billigungs- und Offenlegungsbeschluss – ein wichtiger Meilenstein in einem Bebauungsplanverfahren. Sogar die nötige Änderung des für Oranienburg geltenden Flächennutzungsplans ging reibungslos über die Bühne. Nach dem Billigungs- und Offenlegungsbeschluss muss aber eine erneute öffentliche Beteiligung erfolgen. Dazu muss ein Umweltbericht mit vorgelegt werden, in dem die voraussichtlichen Umweltauswirkungen beschrieben werden. Und nachdem der Großteil des Weges eigentlich schon zurückgelegt war, offenbarte sich hier ein in seinem Ausmaß unerwarteter Knackpunkt. Die zuständigen Behörden äußerten Nachfragen, forderten Ergänzungen und nochmalige Prüfungen. Auch Blindschleichen, Schlingnattern, Ringelnattern, Fledermäuse, Zauneidechsen und Knoblauchkröten könnten die Fläche als Lebensraum beanspruchen. „Um Natur und Umwelt zu schützen, ist das wichtig und richtig, aber das hat den ganzen Prozess natürlich in die Länge gezogen“, sagt Christian Kielczynski, Leiter des Stadtplanungsamtes. Sogar ein vier Meter hoher Zaun rechts und links der Flugpionierstraße war zwischenzeitlich im Gespräch, weil sonst die Flugroute der Fledermäuse gestört werden könnte – allein das wäre eine zusätzliche Millioneninvestition gewesen.
Die Nacharbeiten haben viel Zeit in Anspruch genommen. „Dazu gehörte zum Beispiel ein teilweise ziemlich kompliziertes Rechenwerk, in welchem Verhältnis wo, wie und was zum Ausgleich gepflanzt und aufgeforstet werden muss, wenn hier eines Tages Gewerbehallen gebaut werden“, schildert Anna Florl. „Dass Bebauungsplanverfahren mehrere Jahre dauern, ist normal. Aber dieses hier hat es wirklich in sich“, ergänzt Christian Kielczynski, der seit fast 30 Jahren das Oranienburger Stadtplanungsamt leitet und schon unzählige Bebauungsplanverfahren gesteuert hat. Fast zehn dicke Aktenordner sind nebst digitalen Unterlagen inzwischen mit Materialien zum Bebauungsplanverfahren in Sachen alter Flugplatz befüllt.
„Aber wir sind zuversichtlich, dass jetzt alles reibungslos vonstattengeht“, sagt auch Bürgermeister Alexander Laesicke. „Damit kann endlich ein für Oranienburg sehr spannender Bereich entwickelt werden. Einerseits erschließen wir dringend nachgefragte Gewerbeflächen, auf die ich hiermit gerne aufmerksam mache. Aber auch die Flugpionierstraße ist als Verbindung für eine geplante Stadtbuslinie eine entscheidende Voraussetzung.“
Was dann aber immer noch ansteht, ist die in Oranienburg unumgängliche Kampfmittelsuche. Sie ist bereits gestartet, aber eine echte Mammutaufgabe bei einem 30 Hektar großen Gebiet, in dem viele Altlasten vermutet werden. „Aber auch hier werden wir gemeinsam mit den zuständigen Fachämtern und interessierten Unternehmen eine Lösung finden“, ist der Bürgermeister zuversichtlich.