Schipkau (aw). Wer sich heute Richtung Lausitzring aufmacht, dessen Blick fällt schon von Weitem auf eine ganz besondere Landmarke. In Schipkau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) ist seit 2002/2003 der Schaufelradbagger SRs 1500 (aufgrund seines Farbanstrichs liebevoll "Blaues Wunder genannt) in die Natur drapiert, der zu aktiven Zeiten im Senftenberger Revier zum Abtragen des Abraums eingesetzt wurde. Aus dem früheren Einsatzgebiet im Tagebau Meuro wurde später der Großräschener See. Der Bagger arbeitete auch Mitte der 1980er-Jahre im Tagebau Welzow-Süd.
Ursprünglich wollten die drei Eigentümer-Kommunen Senftenberg, Großräschen und Schipkau die Tagebau-Landmarke erhalten, doch über die Jahre änderte sich der ehrgeizige Plan. Metalldiebe und Vandalen hatten der Landmarke schwer zugesetzt. Weil Gelder für einen Erhalt und somit konsequente Sicherungsmaßnahmen fehlten, gab man den mutigen Willen auf, für einen Erhalt zu kämpfen. Wie die "Lausitzer Rundschau" noch vor wenigen Tagen mitteilte, warf Schipkaus Bürgermeister Klaus Prietzel (CDU) die Flinte ins Korn und wollte die Freunde und Förderer des Tagebau-Giganten mit der "Sicherung von Einzelteilen" vertrösten.
Eigentlich war eine Verschrottung des Schaufelradbaggers bereits im Jahr 2002 geplant. Aber die Kommunen Senftenberg, Großräschen und Schipkau hatten sich für den Erhalt des Tagebaugerätes als weithin sichtbare Landmarke ausgesprochen. Daraufhin wurde der Stahlkoloss an den nördlichen Ortsrand von Hörlitz gefahren. Zu seiner letzten Ruhestätte, als stählerner Zeitzeuge des einstigen Tagebau-Reviers.
Die Entscheidung, den Giganten abzureißen, war schon weit fortgeschritten, denn der Kontakt zu einem Abbruchspezialisten wurde nach Angaben des Bauamtsleiters Martin Konzag bereits geknüpft. Aufgrund der Größe des ehemaligen Tagebau-Gerätes hatte man eine Sprengung bevorzugt - natürlich aus Zeit- und Kostengründen, wie es seitens der Kommunen hieß. Weil die Denkmalschützer den historischen Wert des Baggers bereits in den Jahren 2002/2003 erkannten und voraussetzten, dass es aufgrund der Wichtigkeit des Boliden in der Region nicht notwendig sei, zu handeln, kam das Großgerät nie auf die Denkmalliste. Wie sich heute herausstellt, ein beinahe fataler Fehler.
Video
Kurz vor den ersten Maßnahmen zur Entfernung der Landmarke hatte das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum in Wünsdorf von den Plänen der Kommunen - nach eigenen Angaben - aus der Presse erfahren und handelte sofort. Wie Behörden-Sprecher Christof Krauskopf berichtet, bedeutet schon die Feststellung des Denkmalwertes, den Schutz eines Objektes. Um alle Bedenken und mögliche "behördliche Gefahren" ausschließen zu können, setzte das Landesamt den Bagger Anfang der Woche auf die Denkmalliste. Dies muss, nach Angaben der Experten, nicht bedeuten, dass die Landmarke zukünftig gerettet ist, nur jetzt kann entspannt mit den Eignern über die Zukunft diskutiert werden. Auch mögliche Fördermittel könnte man beantragen.
Schaufelradbagger SRs 1500
Der Schaufelradbagger wurde 1986/87 im Tagebau Welzow/Süd eingesetzt. Gebaut wurde das "Ungetüm" 1964/65 im Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk. Das Großgerät hat eine Gesamtlänge von etwa 171,5 Meter und ist an der größten Höhe rund 50 Meter hoch. Die Gesamtmasse liegt bei rund 3.850 Tonnen. Die Aufgabe bestand darin, den Abraum bis zur Höhe abzutragen, den dann die im Tagebau eingesetzte Förderbrücke mit ihren Baggern bewältigen konnte.
Für den Bagger im Tagebau war 2002 das Arbeitsleben beendet. Ein Jahr später startete der Bagger, der wegen seines Korrosionsanstrichs auch "Blaues Wunder" genannt wird, vom Tagebau Meuro zu seiner letzen, 8,5 Kilometer langen Fahrt. Die Städte Senftenberg und Großräschen sowie die Gemeinde Schipkau entschlossen sich damals, dieses letzte Tagebaugroßgerät des Senftenberger Reviers zu erhalten. Heute bildet der Bagger eine Landmarke in der Nähe des EuroSpeeway Lausitz und zeugt vom einstigen Braunkohlebergbau.