Bonn/Oranienburg (aw). Kampfmittelräumungen können bei konkreten Gefahrenlagen zur Sperrung wichtiger Infrastruktureinrichtungen führen. Dabei kann es zu hohen wirtschaftlichen Schäden für die betroffenen Nutzer kommen. Aus diesem Grund haben die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) jetzt eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Das Ziel: ein gemeinsames, zeitlich abgestimmtes und möglichst wirtschaftliches Vorgehen bei Maßnahmen der Kampfmittelräumung. Darüber hinaus endet jetzt ein Pilotprojekt für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der Stadt Oranienburg, dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Brandenburg, der WSV und der BImA.
Die Stadt Oranienburg war ein vorrangiges Ziel der Luftangriffe der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs. Dabei setzten sie überdurchschnittlich viele Sprengbomben mit Langzeitzündern ein. Die Suche nach den Blindgängern erfordert seit Jahren ein systematisches Vorgehen der Ordnungsbehörde, das in den kommenden Jahren nach dem Willen des Landes Brandenburg noch intensiviert werden soll. Davon betroffen sind auch Flächen des Bundes wie die Wasserstraßen und das Betriebsgelände der WSV sowie Liegenschaften der BImA.
Gemeinsame und konzeptionelle Ansätze erforderlich
So ist seit Anfang April die Havel-Oder-Wasserstraße aufgrund eines konkreten Kampfmittelverdachts in Oranienburg gesperrt. Dies führt bei den Nutzern dieser für die Schifffahrt wichtigen Wasserstraße zwischen Berlin und Stettin derzeit zu wirtschaftlichen Schäden. Betroffene Betriebe müssen kurzfristig den Güterverkehr auf die Straße verlagern. Außerdem fürchtet die für die Region wichtige Touristikbranche Umsatzeinbrüche zum Beginn der diesjährigen Wassersportsaison. „Dieses aktuelle Beispiel zeigt, dass Kampfmittelräumungen in städtischen Gebieten und im Bereich von wichtigen Infrastrukturanlagen einen konzeptionellen und kooperativen Ansatz erfordern“, betont Martin Jürgens, Leiter des Kontaminationsmanagement der BImA (ZEPM4).
Pilotprojekt in Oranienburg
Im Rahmen des Risikoabbaus und zur Verkaufsvorbereitung untersucht die Abteilung ZEPM4 seit Anfang März vier Kilometer nördlich der derzeitigen Sperrung fünf Blindgänger-Verdachtspunkte auf Liegenschaften der BImA und der WSV. Dieser Kampfmittelräumung ging ein langer Abstimmungsprozess voraus. Unter anderem mussten dafür mögliche kurzfristige Sperrungen einer Anbindung auf dem Landweg, die für einen Betrieb wichtig ist, sowie der Havel-Oder-Wasserstraße im Räumkonzept berücksichtigt werden.
Diese Maßnahme ist ein Pilotprojekt für eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen der Stadt Oranienburg, dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Brandenburg, der WSV und der BImA. ZEPM4 führt dabei die Anforderungen des Risikoabbaus sowie die Interessen der BImA-Geschäftsbereiche Facility Management, Bundesforst und Verkauf mit dem ordnungsbehördlichen Vorgehen der Stadt Oranienburg zusammen.
Hierzu schlossen die WSV und die BImA jetzt eine Kooperationsvereinbarung, die das einheitliche Handeln der Behörden des Bundes und die Zusammenarbeit mit der Stadt regelt. Das Ziel ist ein gemeinsames, zeitlich abgestimmtes wirtschaftliches Vorgehen bei Maßnahmen der Kampfmittelräumung. Nach den derzeitigen Planungen des BImA-Kontaminationsmanagements sollen bis Ende 2020 fünf Liegenschaften in Oranienburg untersucht werden. Davon betroffen sind Wirtschaftseinheiten von einem rund 500 Quadratmeter großen Erholungsgrundstück an der Wasserstraße bis hin zu einem innerstädtischen Grundstück mit etwa 5.000 Quadratmetern Fläche.
Vortrag auf der dritten Kampfmittelfachtagung
Die Stadt Oranienburg wird übrigens bei der dritten Kampfmittelfachtagung der BImA im Berliner Kronprinzenpalais am 27. und 28. Mai über ihr systematisches Vorgehen und die entsprechenden Planungen für die kommenden Jahre berichten. Weitere Informationen zur Kampfmittelfachtagung 2019 gibt es auch im Internet unter konversion-kampfmittel.bundesimmobilien.de.