Land Brandenburg finanziert Sanierung der Venus-Lichtspiele

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Beelitz (aw). Für die Sanierung der Venus-Lichtspiele bekommt Beelitz Geld aus dem DDR-Parteivermögen. Das hat die Landesregierung kürzlich bekannt gegeben. Demnach kann die Spargelstadt mit 832.000 Euro rechnen, um das Traditionskino in der Clara-Zetkin-Straße wieder flott zu machen. Im kommenden Jahr soll das seit 30 Jahren leerstehende Gebäude seine Wiedergeburt feiern, unter anderem ist während der Landensgartenschau ein Filmfestival mit dem langjährigen früheren Berlinale-Direktor Dieter Kosslick zum Thema Kulinarik geplant.

Im Frühjahr 1991 flimmerte der letzte Streifen über die Leinwand der Venus-Lichtspiele, danach stand es durchgängig leer. 2019 erwarb die Stadt Beelitz das Objekt bei einer Zwangsversteigerung und öffnete die Türen erstmals wieder im Rahmen des jährlichen landesweiten Tages der Städtebauförderung. Viele Beelitzer erinnerten sich bei dieser Gelegenheit vor Ort an Filmerlebnisse aus ihrer Kinder– und Jugendzeit. In den Venus-Lichtspielen, die bereits seit den 1930er Jahren in Betrieb waren, liefen DEFA-Filme wie „Der Mann, der nach der Oma kam“ mit Herbert Köfer und Winfried Glatzeder, aber auch internationale Streifen wie die Asterix-Filme. Ein Programmheft von 1987, welches hier zwischen alten Filmrollen und Plakaten überdauert hat, kündigt auch US-Filme wie „Kampf der Titanen“ oder „Die Unheimliche Begegnung der dritten Art“ von Steven Spielberg an.

„Ich bin überglücklich, dass wir diese Unterstützung vom Land Brandenburg bekommen“, erklärte Bürgermeister Bernhard Knuth. „Das Kino für Beelitz ist nicht nur ein emotionaler Ort, der sich mit der Vergangenheit vieler Einwohner verbindet, sondern auch ein Ort mit viel Potenzial für das außerschulische Lernen. Denn nach der Sanierung werden hier nicht nur am Abend Filme als Programmkino laufen, sondern auch tagsüber Vorführungen für die Schulen und Kitas möglich sein. Es ist etwas ganz anderes, wenn die Kinder Lehr– oder sogar selbst produzierte Filme in diesem Rahmen sehen, als mit dem Projektor im Klassen– oder Gruppenraum.“ Man hatte nach mehreren Möglichkeiten gesucht, die Rettung des Kinos zu finanzieren. Dass sich nun mit den sogenannten PMO-Mitteln eine Chance ergab, sei ein Glücksfall. Die geplante Investition, die bei unter einer Million Euro liegen soll, ist damit so gut wie gedeckt.

Das Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR wird von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) verwaltet und seit 2008 in Tranchen gemäß an die Neuen Bundesländer verteilt. In Brandenburg werden die aktuell zugewiesenen Gelder nach einem Kabinettsbeschluss vom Oktober für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Investitionen zur Verfügung gestellt, insgesamt 33 Vorhaben über das gesamte Land verteilt profitieren davon in den nächsten Jahren. „Es ist eine sehr gute Mischung aus ganz unterschiedlichen Projekten, die im Ergebnis aber alle dazu beitragen werden, unser Land in den nächsten Jahren noch attraktiver zu gestalten“, so Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD).

Die Venus-Lichtspiele, welche im vergangenen Jahr unter Denkmalschutz gestellt worden sind, wurden bereits kurz nach dem Erwerb durch die Stadt das Treuenbrietzener Architekturbüro Paul & Störmer gründlich geprüft und baulich gesichert. Wie sich herausstellte, ist es im Großen und Ganzen in einem guten Zustand. Bis zum kommenden Jahr soll es nun saniert werden, wobei unter anderem die frühere Leinwand dem heutigen Breitbild-Format angepasst werden muss. 200 Plätze so wie früher soll es dann nicht mehr geben, geplant sind 70 bis 80 Sessel, die um Tische herumgruppiert werden, um Clubkino-Atmosphäre zu schaffen.

„Ich bin mir sicher, dass wir mit der Wiederbelebung der Venus-Lichtspiele etwas sehr Wertvolles für unsere Stadt und die Region schaffen werden“, so der Bürgermeister weiter. Vor allem der Nachwuchs der Stadt äußert seit Jahren den Wunsch, ein Kino vor Ort zu haben. Und gerade nach den pandemiebedingten Einschränkungen der vergangenen anderthalb Jahre bräuchten die Menschen insgesamt etwas, auf das sie sich wieder vorbehaltlos freuen können. „Nicht zuletzt beheben wir damit auch einen städtebaulichen Missstand in der Kernstadt Beelitz, der viele Jahre angedauert hat, und machen daraus etwas Großartiges.“